„Hereinspaziert!“: Zwei Kulturen prallen aufeinander

Ein steinreicher Bestsellerautor lädt eine Roma-Familie zu sich in die Villa ein. Die neunköpfige Sippe richtet sisch häuslich ein und das Chaos nimmt seinen Lauf.

„Hereinspaziert!“: Zwei Kulturen prallen aufeinander
Foto: Nicolas Schul/Universum Film

Seit einigen Jahren ist die Komödie im krisengeschüttelten Frankreich das mit Abstand beliebteste Genre. Dabei beziehen viele Erfolgsfilme, allen voran der Mega-Hit „Ziemlich beste Freunde“ (2011), ihre Komik aus dem Culture-Clash: Menschen verschiedener Herkunft, Religion und Hautfarbe treffen aufeinander, aber nicht die Konflikte, sondern die Gemeinsamkeiten behalten die Oberhand. Wir sind doch alle Menschen, so lautet die versöhnliche Botschaft.

Dieses optimistische Motto in Zeiten des Terrors galt auch für den Blockbuster „Monsieur Claude und seine Töchter“ (2014), mit dem Regisseur Philippe de Chauveron und sein Hauptdarsteller Christian Clavier mehr als elf Millionen Zuschauer in die Kinos locken konnten. Das gleiche Gespann legt jetzt mit „Hereinspaziert!“ erneut eine Komödie vor, die vom Zusammenprall unterschiedlicher Kulturen und Klassen lebt. Den Mega-Erfolg des Vorgängers wird diese lauwarme, vorhersehbare Klamotte voraussichtlich nicht toppen — im Vergleich mit dem charmanten Hochzeitsfilm vermisst man als Zuschauer diesmal Esprit und Witz.

Ein wenig zu selbstgefällig spielt der französische Publikumsliebling Christian Clavier (65) den linksliberalen Bestsellerautor Jean Etienne Fougerole, der sich bei einem TV-Streitgespräch mit einem Populisten zu der Aussage hinreißen lässt, wenn eine hilfsbedürftige Roma-Familie am Tor seiner Luxusvilla stehen würde, wären die Menschen jederzeit bei ihm willkommen.

Zum blanken Entsetzen vor allem von Jean Etiennes steinreicher Ehefrau Daphné (Elsa Zylberstein) stehen am Abend tatsächlich Familienoberhaupt Babik (Ary Abittan) und seine neunköpfige Sippe vor der Tür. Zähneknirschend bietet Jean Etienne seinen gepflegten englischen Rasen als Stellplatz für den kaputten Wohnwagen der Sippe an. Und sein pubertierender Sohn Lionel (Oscar Berthe) knüpft derweil schon einmal zarte Bande zur bildhübschen Tochter des autoritären Patriarchen Babik.

Natürlich sind die Charaktere politisch weitgehend korrekt gezeichnet. Roma-Chef Babik ist ein herzensguter Mensch. Geklaut wird nur, wenn es der Familie zum Überleben hilft. Als dieser Babik auf Betreiben von Jean Etienne einen Job als Museumswächter erhält, erweist sich der struppige Typ in Uniform als knallharter Law-and-Order-Mann.

Dagegen bemühen sich die Drehbuchautoren nach Kräften, den eitlen Salonlinken Jean Etienne zu entlarven. Wenigstens ein bisschen, denn natürlich ist auch diese weitgehend pointenfreie Komödie auf ein Happy End gebürstet. Dass dies dann mit einer Hochzeit mit reichlich Blasmusik und Besäufnis irgendwo im Donaudelta zelebriert wird, ist etwas dick aufgetragen.

Ein Film vom Reißbrett, routiniert, aber uninspiriert zusammengezimmert.

Wertung: n n n n n

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