Helge Schneider nach seinem Kollaps: „Ich hätte verschnaufen müssen“

Helge Schneider nimmt nach seinem Bühnenkollaps und Belastungstest am Donnerstag seine Tour wieder auf: „Es ist alles in Ordnung.“

Herr Schneider, Anfang Juni mussten Sie Ihre „Buxe-voll!“-Tour unterbrechen. In den Medien wurde über ein Burn-out-Syndrom spekuliert. Was war passiert?

Schneider: Ich hatte Kreislaufprobleme auf der Bühne nach 40 Konzerten in Folge. Die Showteile an dem besagten Abend waren von den Bewegungen her sehr verschieden. Ich spielte mein Vibraphon-Solo von Tag zu Tag schneller. Danach kam die Stelle, wo ich mich hinsetze und „Meisenmann“ am Klavier spiele. Als dann auch noch das Licht ausging, bekam ich Kreislaufprobleme. Eigentlich hätte ich erst mal verschnaufen müssen, auf der Bühne geht das aber nicht. Deshalb bekam ich Atemnot und musste nach Luft schnappen wie ein Marathonläufer am Ende des Laufs. Eigentlich war es nichts Besonderes. Dazu kam aber, dass ich vor der Show zu viel gegessen hatte. Ab 17 Uhr stehen da immer die leckersten Sachen rum.

Haben Sie sich ärztlich untersuchen lassen?

Schneider: Ja. Die Ärztin schrieb mich für eine Woche krank. Ich habe dann zwei Konzerte umgelegt. Seitdem werde ich überall, wo ich hinkomme, gefragt, ob es mir wieder gut gehe. Ich habe in den letzten Jahren immer mal wieder einen Belastungstest et cetera gemacht, auch jetzt aktuell. Es ist alles in Ordnung.

Lange Tourneen, Bücher schreiben, Lesungen veranstalten, Fernsehauftritte, Jazzkonzerte, Filme drehen und ein Familienleben mit Kindern, Hunden und Hobbys wie alte Motorräder — wie stecken Sie das alles weg?

Schneider: Ich habe auch Schafe, da muss man auch mal den Stall sauber machen. Man darf keine Illusionen haben, dass man etwas in zwei Tagen geschafft kriegt. Was man in einer Stunde erledigt haben will, dauert ja meist schon zwei Tage. Also mache ich in meiner Freizeit lieber gar nichts, wenn es geht, und nutze die Zeit zum Leben, spiele mit den Kindern im Sandkasten, wasche Wäsche. Aber mit diesem Background — die Kinder, meine Mitmusiker, mein Publikum: Das alles bedeutet auch Verantwortung, und der stelle ich mich gerne. Also mache ich weiter.

Haben Sie den Ablauf Ihrer Konzerte lange vorher im Kopf?

Schneider: Nee, überhaupt nicht. Das kläre ich immer erst vor Ort. Die Proben konnte ich diesmal nur ohne den Schlagzeuger machen, weil der Willy mit seinem Sohn bis zuletzt im Urlaub war. Ich selbst war in diesem Jahr mal kurz alleine weg. Meine Frau hat als Malerin auch manchmal viel zu tun. Ich bin dann nach Spanien gefahren, schaute mich in Andalusien um nach einem Häuschen genau da, wo Satan Loco wohnt, der Held aus meinem letzten Roman. Mal sehen, vielleicht bin ich demnächst öfter da, das Wetter hier ist ja zum Mäusemelken. Kann denn da niemand was dran ändern? Der Regen hier geht mir langsam wirklich auf den Geist, und da unten kann ich auch gut arbeiten.

Bis Ende Oktober absolvieren Sie 45 Konzerte, zum Schluss treten Sie sogar noch auf Mallorca auf.

Schneider: Das ist ein Zugeständnis an meinen Agenten Till. Er will dort gerne mal schwimmen gehen. Besonderer Vorbereitungen bedarf es jedenfalls nicht, wahrscheinlich spiele ich da eh nur vor deutschen Inselbewohnern oder Touristen. Aber wenn Cindy aus Marzahn auf Mallorca auftritt, dann muss ich das ja auch.

Was zeichnet Ihre aktuelle Band aus?

Schneider: Mein Bassist ist bereits 76. Er spielt einen völlig antiquierten, aber einzigartigen Stil: mit viel Kraft die Saite zupfen, dafür nicht so schnell. Ich kenne keine jungen Leute, die das so können. Mein Gitarrist kommt eigentlich aus der Heavy-Metal-Szene, kann aber auch ganz gut Jazz spielen. Das passt zu Willy Ketzers Schlagzeugstil, der hart und pappig klingt, ja, nahezu unbarmherzig. Kommt dazu noch meine Hammondorgel, dann ist das einfach eine super Band.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Unwiderstehliche Grusel-Revue
Acht Schauspiel-Talente begeistern im Düsseldorfer Doppelstück „Das Sparschwein/Die Kontrakte des Kaufmanns“ Unwiderstehliche Grusel-Revue
Zum Thema
Aus dem Ressort