Gerd Ruge unterwegs – diesmal in Düsseldorf

Der bekannte Dokumentarfilmer vergibt mit der Filmstiftung NRW Stipendien.

Düsseldorf. Die Filmstiftung NRW hat am Mittwoch im Malkasten die Gerd Ruge Stipendien im Wert von 100000Euro vergeben - erstmals in Düsseldorf. 71 Dokumentarfilmer hatten sich beworben, zwei erhielten Ruge-Stipendien, vier weitere Incentive-Stipendien, die zu vertiefenenden Recherchen genutzt werden sollen.

Der Namensgeber, die 81-jährige Dokumentarfilmlegende Gerd Ruge, steht der Jury vor. Er war genauso zur Preisverleihung in den Malkasten gekommen wie Kulturdezernent Hans-Georg Lohe, der Vizepräsident des Landtags Oliver Keymis, der Direktor des Adolf-Gimme-Instituts Uwe Kammann sowie der neue Leiter des Filmmuseums Bernd Desinger. Am Rande der Verleihung sprach die WZ mit Gerd Ruge.

Ruge: Ein guter Dokumentarfilm ist vorweggenommene Erkenntnis. Es werden dort Entwicklungstendenzen und Vorgänge in der Gesellschaft, in der Politik, der Wirtschaft, im Leben deutlich, die man noch gar nicht richtig ansprechen kann. Aber der Dokumentarfilm zeigt schon die Wurzeln davon.

Das wird auch bei den hier ausgezeichneten Filmen deutlich. Ein Filmemacher will einen Jazzmusiker in China porträtieren, und er führt in eine Gesellschaftsschicht Chinas hinein, die wir nicht kennen. Und man sieht, dass in China ganz anderes läuft als nur Industrialisierung und kommunistische Partei.

Ruge: Im großen und ganzen: Ja. Wenn jemand nur ein Jazzkonzert in China filmen wollte, hätte mich das nicht überzeugt. Aber bei diesem Beispiel soll gezeigt werden, was für eine Szene sich rund um den Jazz entwickelt.

Ruge: Das ist von den Autoren und den Themen ganz unterschiedlich. Eine gewisse Spontaneität muss natürlich immer dabei sein. Man kann einen Film nicht nur wissenschaftlich abhaken. Er wird ja in der Natur und im Leben gedreht, und die sind nicht berechenbar.

Wenn es berechenbar ist, wird es eher kalt. Aber man will ja, dass die Menschen im Film spontan reagieren und der Kameramann möglichst auch.

Ruge: In den letzten Jahren habe ich immer lieber im Ausland gedreht. Im Grunde, weil mich hier so viele aus dem Fernsehen kennen. Ich weiß noch, wie ich versucht habe, an der deutsch-polnischen Grenze zu drehen. Sobald ich an eine Tankstelle kam und Fragen stellte, sagten die: "Ach, das ist der Herr Ruge aus dem Fernsehen." Da war die Geschichte schon geschmissen.

Das kann in China oder sonstwo nicht passieren, da kennt mich ja keiner. Als ich jetzt in Russland gedreht habe, standen wir zwei Stunden lang in einem siebenspurigen Stau in der Nähe von Moskau. Da sind wir einfach ausgestiegen und haben die Leute interviewt. Das ist eine richtig lustige Frequenz geworden. Man bekam einen Einblick in die Vorstellungswelt von normalen russischen Menschen. Das war sehr viel spontaner, als wenn man das vorbereitet.

Ruge: Ich finde: Ja. Das hängt auch mit der Technik zusammen, aber auch mit dem Temperament der Leute. Die 60er/70er Jahre waren sehr viel weniger spontan. Das lag auch an den schweren Kameras. Erst später entwickelten sich die subjektiven Formen, die das Ganze lebendiger machen.

Ruge: Ich weiß es auch nicht. Meine Frau schimpft immer mit mir, weil ich noch so viel mache. Ich finde, es geht schon noch ganz gut. Ich probiere es noch ein bisschen weiter.

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