Forschung: Lebendiger Mythos

Der Mythenforscher Hans Meurer kennt sich mit Vampiren aus wie kein zweiter. In ihnen erkennt er die Urängste der Menschen.

Herr Meurer, haben Sie die "Bis(s)-Bücher gelesen, mit denen Stephenie Meyer gerade riesigen Erfolg hat?

Hans Meurer:Selbstverständlich, mit viel Freude sogar.

Meurer: Nein, sie ist ja nicht die erste, die das tut. Und ich finde so etwas immer dann gut, wenn es schlüssig ist.

Meurer: Ich würde sogar sagen, er feiert eine Renaissance. Der Vampir passt als Projektionsfigur für Urängste auf der ganzen Welt. Und gerade aufgeklärte Gesellschaften wie unsere brauchen solche Gestalten. Das Leben wird immer komplizierter. Wir brauchen eine Personifizierung des Unheimlichen und Nichterklärbaren. In Religionen finden immer weniger Menschen Halt.

Meurer: Immer wieder. Zum Beispiel sagt ein Vampir, bei ihm helfe kein Kreuz, er sei jüdischer Vampir. Das kann aber nicht sein. Ein Kreuz hilft gegen alle Vampire, es ist universell. Nur Kruzifixe sind christlich und damit beschränkt einsatzfähig.

Meurer: Nein, ich weiß ja, dass es keine Vampire gibt.

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