„Trophäen-Buzz“ in Hollywood

Los Angeles (dpa) - Wer wird diesmal Gold holen: Ein Thriller über die Jagd auf Osama bin Laden in Pakistan, ein Kostümstreifen aus dem alten London, oder ein 3D-Fantasymärchen über Schiffbrüchige im Pazifik?

Kathryn Bigelows „Zero Dark Thirty“, Tom Hoopers „Les Misérables“ und Ang Lees „Life of Pi“ sorgen längst für „Oscar-Buzz“. Auch wenn die Oscar-Trophäen erst Ende Februar in Hollywood verliehen werden, läuft das Getuschel über die möglichen Preisabräumer auf Hochtouren.

Die Bekanntgabe der Golden-Globe-Nominierungen am Donnerstag dürfte das Rätselraten ein wenig erleichtern. Die Mitte Januar verliehenen Globes gelten als Wegweiser für die Oscar-Gala.

Wie im letzten Jahr, als der schwarz-weiße Stummfilm „The Artist“, Martin Scorseses „Hugo Cabret“, Brad Pitts „Die Kunst zu gewinnen - Moneyball“ und George Clooneys „The Descendants - Familie und andere Angelegenheiten“ im Rennen waren, gibt es auch diesmal vorab keinen klaren Sieger. Anders als zuvor, als es so gut wie sicher war, dass „The King's Speech“ bei den Globes und den Oscars abräumen würde.

Zum Auftakt der Trophäen-Saison verteilen Kritiker und Film-Insider erste Preise, Tipps und Vorschusslorbeeren. So wählte Anfang Dezember der US-Filmverband „National Board of Review“ Kathryn Bigelows Film über die Jagd auf Osama bin Laden, „Zero Dark Thirty“, zum besten Film des Jahres. Oscar-Preisträgerin Bigelow („The Hurt Locker“) holte den Titel als beste Regisseurin. Jessica Chastain, die in „Zero Dark Thirty“ eine CIA-Agentin spielt, wurde zur besten Schauspielerin gekürt.

„Brokeback Mountain“-Regisseur Ang Lee, der sich 2006 mit dem schwulen Cowboydrama den Regie-Oscar holte, könnte mit der Verfilmung des Bestellers „Life of Pi“ sein Comeback feiern. Der kanadische Schriftsteller Yann Martel hatte 2002 mit seinem Roman den renommierten Man-Booker-Preis gewonnen. Er erzählt die Geschichte eines Jungen, der im Pazifik zusammen mit zahlreichen Tieren Schiffbruch erleidet. Mit genialen 3D-Effekten liefert Lee ein bildgewaltiges Leinwandmärchen.

Der britische Oscar-Gewinner Tom Hooper („The King's Speech“) fährt mit dem Kostüm-Musical „Les Misérables“ auf. Er konnte namhafte Stars wie Hugh Jackman, Anne Hathaway und Russell Crowe für das Melodrama nach Victor Hugo gewinnen. Dafür trumpft der Neuseeländer Peter Jackson mit haarigen Hobbits auf. Der „Herr der Ringe“- Regisseur, der mit „Die Rückkehr des Königs“ (2003) elf Oscars einsammelte, könnte mit „Der Hobbit: Eine unerwartete Reise“ die Show stehlen.

Weitere Trophäen winken Daniel Day-Lewis und Sally Field in der Rolle des US-Präsidentenpaares Mary und Abraham Lincoln in Steven Spielbergs Historienepos „Lincoln“. Anthony Hopkins, der 1992 als Serienmörder Hannibal Lecter in „Das Schweigen der Lämmer“ einen Oscar gewann, könnte das mit der Rolle von „Psycho“-Regisseur Alfred Hitchcock in der unterhaltsamen Filmbiografie „Hitchcock“ wiederholen.

Nach den Vorschriften der Oscar-Akademie müssen Filme vor dem Jahresende in US-Kinos angelaufen sein, um sich für eine Nominierung zu qualifizieren. Am 10. Januar werden die Oscar-Anwärter verlesen. Am 24. Februar geht Hollywoods größte Trophäen-Party zum 85. Mal über die Bühne.

Spannend wird die Preis-Saison auch für den deutschen Regisseur Christian Petzold. Sein DDR-Liebesdrama „Barbara“, mit Nina Hoss als Kinderärztin in der ostdeutschen Provinz, geht für Deutschland ins Rennen um die Oscars. Der „National Board of Review“-Verband listete „Barbara“ als einen von fünf herausragenden Auslandsfilmen auf, den Zuschlag bekam Anfang Dezember aber das französische Drama „Liebe“ des Österreichers Michael Haneke. 71 Länder sind diesmal im Rennen um den Auslands-Oscar, auch der Cannes-Gewinner „Liebe“. Schon der Einzug in die Endrunde mit fünf Kandidaten wäre ein Sieg. Den letzen Oscar für Deutschland in dieser Sparte holte Florian Henckel von Donnersmarck 2007 mit seinem Stasi-Drama „Das Leben der Anderen“.

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