"Tatort"-Kritik „Tatort: Zurück ins Licht“: Eine sirenenhafte Pharmareferentin und ein abgetrennter Finger

In seinen besten Momenten ist der Bremer Tatort „Zurück ins Licht“ ein packender Psychothriller.

 Auch Hauptkommissar Stedefreund (Oliver Mommsen) kann sich der Anziehungskraft von Maria Voss (Nadeshda Brennicke) nicht entziehen.

Auch Hauptkommissar Stedefreund (Oliver Mommsen) kann sich der Anziehungskraft von Maria Voss (Nadeshda Brennicke) nicht entziehen.

Foto: Michael Ihle

Der Bremer Tatort „Zurück ins Licht“ erzählt eine Geschichte von Abhängigkeit, Begierde und dem blinden Drang nach Erfolg, bei dem die Menschlichkeit verloren geht. Der Kriminalfall ist hier nur der Aufhänger für ein Geflecht aus Dreiecksbeziehungen und dem Psychogram einer verkorksten Familie. Das Privat- und Liebesleben von Kommissar Stedefreund (Oliver Mommsen) nimmt eine besondere Rolle ein.
Der Bremer Tatort ist ein Thriller, in dem es weniger um die Suche nach dem Täter geht, als um die Psychen der einzelnen Akteure.

Als Ausgangspunkt bietet sich den Kommissaren Inga Lürsen (Sabine Postel) und Stedefreund (Oliver Mommsen) ein skurilles Bild: Ein abgetrennter Finger und ein Auto mit Blutspuren wird in einem Parkhaus gefunden. Der Besitzer des Autos ist der ehemalige Chef eines Pharmahandels. Nach Angaben seiner Frau Judith Bergener (Victoria Fleer) hat er sich vor Monaten abgesetzt — kurz danach ging sein Unternehmen pleite. Die Letzte, die mit ihm Kontakt hatte, war die erfolgshungrige Pharmareferentin Maria Voss (Nadeshda Brennicke).

"Tatort"-Kritik: „Tatort: Zurück ins Licht“: Eine sirenenhafte Pharmareferentin und ein abgetrennter Finger
Foto: -/Radio Bremen/dpa

Die von Nadeshda Brennicke wunderbar gespielte Pharmareferentin Maria Voss ist die Femme fatale, die Sirene, der die Männer einer nach dem anderen verfallen. Nach einem schweren Verkehrsunfall haben die Ärzte sie schon aufgegeben, doch sie kämpft sie sich zurück ins Leben. Nur beruflich will es noch nicht laufen. Mit einer Mischung aus Verführungskunst und krimineller Energie konstruiert sie eine Scheinwelt, die sie um absolut jeden Preis aufrechterhalten möchte, dabei ist ihr jedes Mittel recht. Ex-Mann, Tochter, Polizei und Arbeitskollegen sollen ihr den Schein der erfolgreichen und ewig jungen Frau abnehmen.

Als Maria Voss in das Fadenkreuz der Ermittlungen gerät kommt ihr auch Stedefreund näher, als es sich für einen Kommissar im Dienst gehört. Zusätzlich zum beruflichen Fiasko spielt für den Kommissar auch die private Ebene hinzu: Da Stedefreund ja eigentlich mit der BKA-Kollegin Linda Selb (Luise Wolfram) liiert ist. Hier gerät der Tatort dann doch arg in Seifenopern-Gefilde. Das auf und ab in der ungleichen Beziehung wird durch Stedefreunds Fehltritt kaum belastet, trotzdem trennt sich das Paar am Ende des Film etwa zu abrupt und plötzlich: "Wer bist du?" — "Ich bin viele." - "Vielleicht zu viele für mich." Schluss. Aus: weiter im Text.

Abgesehen davon ist der Bremer Tatort spannend und lebt vor allem von der schauspielerischen Leistung von Nadeshda Brennicke. Kommissarin Inga Lürsen (Sabine Postel) kommt kaum zum Zug. Etwas mehr Thriller und dafür weniger Seifenoper hätten dem Film gut getan.

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Foto: Michael Ihle/Radio Bremen/dpa
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