Schauspieler Heinz Bennent gestorben

Berlin/Lausanne (dpa) - Besonders eindringlich spielte er Außenseiter, Einsame und Sonderlinge: Heinz Bennent war zeitlebens auf das Charakterfach abonniert.

Mit seinen mehr als 150 Rollen für Theater, Film und Fernsehen erwarb sich der international gefeierte Darsteller den Ruf eines großen Künstlers - als Star galt er nie. Am Mittwoch ist Bennent im Alter von 90 Jahren in Lausanne gestorben, wie das Berliner Renaissance Theater unter Berufung auf seine Familie mitteilte.

Einen seiner größten Erfolge feierte Bennent in Francois Truffauts Meisterwerk „Die letzte Metro“ (1980) als ein von den Nazis verfolgter jüdischen Theaterdirektor in Paris. Weitere wichtige Filme waren „Das Schlangenei“ (1977) von Ingmar Bergman, „Im Jahr der Schildkröte“ (1988) von Ute Wieland und „Kalt ist der Abendhauch“ (2000) von Rainer Kaufmann.

Besonders eindrücklich in Erinnerung sind die gemeinsamen Auftritte mit seinen ebenfalls schauspielernden Kindern Anne und David Bennent. Mit seinem 1966 geborenen Sohn stand er schon in Volker Schlöndorffs Verfilmung von Günter Grass' „Blechtrommel“ (1978) vor der Kamera: Vater Heinz als der seltsam schwule Gemüsehändler Greff und Sohn David als kleinwüchsiger Trommler Oskar Matzerath. Ein Triumph wurde die Lausanner Inszenierung von Samuel Becketts „Endspiel“ (1995) mit Sohn David als Partner - eine in ganz Europa umjubelte Tournee.

Trotz der zahlreichen Film- und Fernsehrollen blieb die Theaterarbeit für den gebürtigen Nordrhein-Westfalen das Lebenselixier. „Auf der Bühne habe ich alles in der Hand. Dort bestimme ich den Rhythmus“, sagte er einmal. Er trat an vielen namhaften Theatern von Basel über München bis Hamburg auf, ohne sich auf Dauer zu etablieren. Seit Jahren lebte er mit seiner Frau Diane abwechselnd in Lausanne und auf einem nahegelegenen Bergbauernhof.

Zu seinen größten Bühnenerfolgen zählten Schillers „Don Carlos“, Per Olov Enquists „Aus dem Leben der Regenwürmer“ in einer Inszenierung von Ingmar Bergmann und die Uraufführung von Botho Strauß' „Besucher“ (1988). „Von Aischylos bis Beckett habe ich die Weltliteratur gespielt“, sagte er einmal.

Zuletzt ging er mit einer Lesung von Friedrich Hölderlins Briefroman „Hyperion“ auf Europatour. „An Hölderlin kann man ein Leben lang arbeiten, bis man das Wesentliche trifft. Für mich sind große Texte und große Autoren eine Beglückung.“

Dabei war Bennent die Schauspielerei nicht in die Wiege gelegt. 1921 als sechstes Kind eines Buchhalters in der Nähe von Aachen geboren, fing er zunächst eine Schlosserlehre an. Aus der Hitlerjugend wurde er wegen „mangelnden Gehorsams“ ausgeschlossen. Erst nach dem Zweiten Weltkrieg begann er in Göttingen, mit Schauspielunterricht bei Karl Meixner den Grundstein für eine Karriere zu legen.

Ein Kritiker schrieb einmal: „Heinz Bennent spielt von unten nach oben, von innen nach außen. Die Figuren, die er verkörpert, haben auf wehtuende Weise Manieren und Contenance. Sie benehmen sich tadellos, aber es sind Wölfe, auf deren Schafspelz allein Verlass ist.“

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