„Oh Boy“ gewinnt zwei Bayerische Filmpreise

München (dpa) - Auf der Leinwand ist er der verlorene Träumer in der Bundeshauptstadt. Beim Bayerischen Filmpreis in München wird Tom Schilling als Dandy gefeiert: Die Komödie „Oh Boy“ hat beim 34. Bayerischen Filmpreis in München gleich in zwei Kategorien gewonnen.

Jan Ole Gersters Film über einen Endzwanziger, der nach abgebrochenem Jurastudium in den Berliner Tag hinein lebt, gewann den Preis für das beste Drehbuch. Hauptdarsteller Schilling wurde zudem als bester Schauspieler ausgezeichnet. Die Jury lobte das reduzierte „und doch unglaublich präsente Spiel“ des 30-Jährigen. Das Drehbuch biete dabei die Grundlage für Schillings begeisternde Leistung.

Er habe das Glück gehabt, Teil einer idealen Kombination gewesen zu sein, sagte Schilling bei seiner Dankesrede. Es war der zweite Bayerische Filmpreis für den Berliner, der schon 2001 eine Auszeichnung als bester Nachwuchsdarsteller bekommen hatte. „Unglaublich eigentlich - weil ich seh' jetzt auch nicht besonders viel älter aus“, scherzte er. Regisseur Gerster lobte Schilling als „einzig wahren Dandy in der deutschen Filmbranche.“

Der Ehrenpreis ging an eine Grande Dame der deutschen Kinolandschaft. „Sie haben mit den Großen des deutschen Films zusammengearbeitet und wurden selbst zu einer Ikone“, würdigte der Bayerische Wirtschaftsminister Martin Zeil (FDP) das Lebenswerk Margarethe von Trottas. Die Regisseurin setze mit ihrem Mut bis heute Standards, sagte der Vertreter des erkrankten Ministerpräsidenten Horst Seehofer (CSU).

Von Trotta nutzte die Gelegenheit, um ihrer Verwunderung Ausdruck zu verleihen, die erste Frau hinter einer Kamera zu sein, die den Ehrenpreis erhält. „Ich bin also tatsächlich die erste Regisseurin, die diesen Preis bekommen hat - und ich hoffe, ich bin nur die erste von vielen, die noch folgen werden“, sagte die Filmemacherin, deren hochgelobter Streifen „Hannah Arendt“ gerade in deutschen Kinos zu sehen ist.

Passenderweise gewann von Trottas Hauptdarstellerin Barbara Sukowa als deutsch-jüdische Philosophin den Preis als beste Darstellerin. „Ich hab immer noch Zittern, wenn ich da oben auf dem Bildschirm Hannah Arendt sehe“, zollte die 62-Jährige ihrem historischen Vorbild Respekt.

Michael Haneke sammelt weiter Preise für sein Drama „Liebe“: Der Österreicher erhielt vom Freistaat den „Pierrot“ für die Regie in dem nach Ansicht der Jury gleichzeitig beklemmenden und berührenden „Meisterwerk“ über Liebe bis in den Tod.

Der Film hatte bereits vor wenigen Tagen den Golden Globe als bester „Fremdsprachiger Film“ gewonnen und ist zudem für fünf Oscars nominiert - Haneke weilte deshalb während der Veranstaltung in Los Angeles. Per Videobotschaft dankte der 70-Jährige artig. „Ich bin ja selbst fast ein halber Bayer“, sagte der im Freistaat Geborene.

Für Tom Tykwers 100-Millionen-Projekt „Cloud Atlas“ bekam Stefan Arndt den mit 200 000 Euro dotierten Produzentenpreis. Der bildgewaltige Film mit Tom Hanks und Halle Berry in den Hauptrollen sei ein großes Wagnis gewesen, das die Produktionsfirma aber „grandios gemeistert“ habe, erklärte die Jury.

Den Publikumspreis erhielt Bora Dagtekins Patchwork-Familien-Film „Türkisch für Anfänger“ nach der gleichnamigen Serie mit Josefine Preuß und Elyas M'Barek. Sabin Tambrea wurde für seine Verkörperung von Märchenkönig Ludwig II. als bester Nachwuchsdarsteller ausgezeichnet. „Das setzt Ludwig die Krone auf“, sagte Tambrea.

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