"Wickie und die starken Männer": Köpfchen geht über Kraft

Familienfilm: Spannend und unterhaltsam: „Wickie und die starken Männer“ als Realverfilmung.

Düsseldorf. Wickie ist ein Held - für die Kinder der 1970er Jahre ebenso wie für heutige Mädchen und Jungen. 1974 trat die Zeichentrickserie nach den Romanen von Runer Jonsson ihren Siegeszug in alle Welt an. Noch heute laufen die 78 Folgen im Fernsehen, in denen Wickie die Bewohner seines Dorfes Flake vor Unheil rettet, listig gegen den Schrecklichen Sven kämpft oder Vater Halvar und dessen ungehobelte Mannen befreit.

Nun sind "Wickie und die starken Männer" mit einem neuen Abenteuer im Kino zu bewundern, mit echten Schauspielern und aufwendigen Kulissen. Der Film von Michael Bully Herbig ist ein unterhaltsamer und äußerst spannender Familienfilm geworden.

Bislang begeisterte der Regisseur seine Fans mit parodistischen Spaßfilmen wie "Der Schuh des Manitu" oder "(T)Raumschiff Surprise". Nun also eine neue Art Bully-Film - ohne Schenkelklopfer-Witze und Gag-Feuerwerke, stattdessen mit feindosiertem Humor. Herbigs Wickie ist ein Rebell, der mit seiner Ängstlichkeit so gar nicht dem Ideal seines Vaters entspricht.

Doch über Halvars Vorstellungen setzt er sich selbstsicher hinweg. Mit Witz, Charme und Verstand beweist Wickie, dass Köpfchen über Kraft geht und dass auch Kleine den Großen durchaus überlegen sein können.

Mit der Constantin Film ("Der Baader Meinhof Komplex") im Rücken und einem zweistelligen Millionenbudget entstand am oberbayerischen Walchensee, auf Malta und in den Bavaria Filmstudios bei München der teuerste deutschsprachige Film im Bereich Familienunterhaltung.

Wer die Zeichentrickserie kennt, wird bekannte Elemente wiederentdecken. Doch die Hauptgeschichte ist neu. Die Besatzung eines Geisterschiffs überfällt Flake und raubt alle Kinder. Nur Wickie bleibt zurück. Mit Halvar, Snurre, Tjure, Ulme, Faxe, Gorm und Urobe macht er sich auf, Ylvie (Mercedes Jadea Diaz) und die Anderen zu befreien. Bei der abenteuerlichen Fahrt übers Meer treffen sie den Schrecklichen Sven, und Wickie verschwindet.

Dafür retten die Wikinger die bildhübsche Lee Fu (Ankie Beilke) aus den Fluten. Sie stürzt Faxe in Liebeswirren, weiß aber einiges über das Geisterschiff. Kommentiert wird alles vom Reporter des königlich-spanischen Depeschendienstes, Ramon Martinez Congaz (Herbig).

Star des Films ist Jonas Hämmerle ("Das Morphus Geheimnis"). Als Wickie trifft er die Mischung aus frech und ängstlich, die den Schlaukopf schon in der Serie so liebenswert macht. Gegen 600 Kinder hatte sich der elfjährige Berliner beim Casting durchgesetzt - nicht zuletzt, weil er sich nicht vom Schrecklichen Sven einschüchtern ließ.

Dabei macht Günther Kaufmann der Piratenrolle mit dröhnender Stimme, schwarzen Zottelhaaren und Vollbart alle Ehre. Ihm zur Seite stehen der stotternde Pi-Pi-Pi-Pirat (Jürgen Vogel) und sein trotteliger Gehilfe Pokka (Christoph Maria Herbst). Waldemar Kobus dagegen ist wunderbar als polternder Halvar. Hingebungsvoll leidet er, wenn sein Sohn als Schwächling geschmäht wird. Doch wenn Wickie den Wikingern mit Köpfchen aus der Patsche hilft, zerfließt Halvar vor Rührung und Vaterstolz.

Auch die sechs starken Männer füllen ihre Rollen mit Hingabe aus. Gut besetzt ist vor allem der schwergewichtige Faxe mit Jörg Moukaddam - ein Laie, ebenso wie Patrick Reichel (Ulme).

Wertung: 4 von 5 Punkten

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