Walter muss nur mal kurz die Welt retten

Im Film „Das erstaunliche Leben des Walter Mitty“ wird Ben Stiller vom Träumer zum Helden.

Walter muss nur mal kurz die Welt retten
Foto: dpa

Hamburg. Träumer haben es gut. Wenn das Leben zu langweilig, anstrengend oder vielleicht auch nur befremdlich ist, entziehen sie sich einfach der Realität, indem sie zu Superhelden werden auf ihrem ganz eigenen Stern. Walter Mitty (Ben Stiller) ist so ein Fantast, der schon mal die Welt rettet, während er auf die U-Bahn wartet. Ben Stiller hat die Kurzgeschichte von Jame aus dem Jahr 1939 als wahnwitzig-optimistische Fabel inszeniert — mit sich selbst als Tagträumer, der über sich hinauswächst — und das ganz real.

Seit Jahren arbeitet Walter als Fotoredakteur bei dem Kult-Magazin „Live!“. Ansonsten verzieht er sich am liebsten in seine Wohnung, regelt die Finanzen und den Konzertflügeltransport für Mama (Shirley MacLaine) und versucht per Partneragentur Kontakt zu seiner Kollegin Cheryl (Kristen Wiig) aufzunehmen — letzteres ohne Erfolg.

Das führt dazu, dass er in ständigem Telefonkontakt mit Todd (Patton Oswalt) steht, dem Mitarbeiter der Kuppel-Agentur, der ihn das ganze knapp zweistündige Abenteuer begleitet. Das ist urkomisch, da Walter zu Beginn in seinem Profil keinerlei Besonderheiten oder Eigenschaften auflisten kann, Todd ihn im Verlauf aber an den entlegensten Orten bei den ungewöhnlichsten Aktionen erreicht.

Stillers Remake des Komödienklassikers von Danny Kaye aus dem Jahr 1947 beginnt etwas lau, entpuppt sich aber im Laufe des Films als eine turbulente und wirklich witzige und zugleich liebevolle Geschichte über einen unverbesserlichen Tagträumer, der über sich hinauswächst. Die Geschichte mag etwas banal und die Wandlung Walters vom Loser zum coolen Pfadfinder absehbar sein, die filmische Umsetzung aber ist bis auf ganz wenige Ausnahmen grandios.

„Das erstaunliche Leben des Walter Mitty“ ist ein charmanter Film, der trotz allem Aktionismus seiner Hauptfigur alles andere als laut daherkommt, sondern melancholisch optimistisch. Die zarte Liebesgeschichte zwischen Walter und Cheryl köchelt zwar auf Sparflamme. Doch genau damit beweist Stiller die Zurückhaltung, die auch seinem Protagonisten zu eigen ist. Ein schönes Märchen, in dem Stiller alle Möglichkeiten des Filmischen elegant und unterhaltsam ausschöpft.

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