"Valentinstag": Aufmarsch der Rosenkavaliere

Komödie: Stars wie Julia Roberts, Jamie Foxx und Anne Hathaway feiern "Valentinstag". Die harmlos netten Geschichten ersticken unter viel zu vielen Darstellern.

Valentin vonTerni, nach dem der 14. Februar volkstümlich benannt wurde, lebte imspäten dritten Jahrhundert und galt als hoffnungsloser Romantiker.Waren zwei Herzen füreinander entflammt, traute sie der Kirchenmann.Selbst Soldaten wurden von ihm verheiratet, und das, obwohl Mitgliedernder Streitkräfte die Ehe per kaiserlichem Dekret verboten war.

Dassdieser Bischof seinen Glauben an die Liebe mit dem Leben bezahlenmusste, kümmert die Floristen und die Süßwarenindustrie heute herzlichwenig. Im Gegenteil. Der Valentinstag ist das gewinnbringendsteGeschäft des ersten Quartals. Wer es sonst vergisst, kann hemmungslosden Rosenkavalier raushängen lassen.

Auch gern genommen: eingemeinsamer Kinobesuch. Und wenn dann auf der Leinwand geflirtet,gelitten und geknutscht wird, ist die Frau (laut Statistik)überglücklich, während der Mann (das sagt die Erfahrung) den Schmonzeslächelnd durchsteht, um wieder ein Jahr lang seine Ruhe haben zu dürfen.

Soviel zum gängigen Klischee. Und wie in jeder Komödie, in der Mann undFrau sich umpirschen, um sich letztendlich zu kriegen, spielenStereotype auch in Garry Marshalls "Valentinstag" eine nichtunerhebliche Rolle.

BeiMarshall ist es beispielsweise nicht mehr der Mann, der nach 50Ehejahren larmoyant einen Seitensprung beichtet, sondern die Frau. Undes ist auch nicht mehr die Frau, die hofft, aus dem One-Night-Standkönne mehr werden, sondern der Mann.

Nur das platonische Pärchen, dasmit Ashton Kutcher und Jennifer Garner so etwas wie das allesverbindende Herzstück des Filmes stellt, muss am Ende dem ältestenKlischee der Emanzipationsdiskussion erliegen.

Diethematische Mischung stimmt, allerdings halten die vielennett-vergnüglichen Geschichten dem Vermarktungsdruck, der sichtbar auf"Valentinstag" lastet, nicht stand. Es sind zu viele Stars, die durchsBild geschoben werden, noch dazu wurde versucht, jede Altersschicht zubedienen.

Dieser Zwang, wirklich alles, was es zum Thema Liebe zu sagengibt, in zwei Stunden zu pressen, raubt den teilweise originellenHandlungssträngen den Atem.

Anne Hathaway beispielsweisesieht man gerne zu, wie sie vor ihrem neuen Schwarm (Topher Grace)verbergen will, dass sie sich zu ihrem schlecht bezahlten Bürojob einwenig als Telefonsexstimme dazu verdient.

Und auch Julia Roberts, dieim Flugzeug sachte mit einem Geschäftsmann (Bradley Cooper) flirtet,ist wie immer entzückend auf ihre unbeholfen-rotzige Art. Diese vielenkleinen Glücksmomente verpuffen allerdings im hektischen Allerlei, dasden Film als Prinzip vorantreibt. Hier ein bisschen Shirley MacLaine,dort ein wenig Taylor Lautner - gesehen, registriert, abgehakt,vergessen!

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