Tron Legacy: Mit Volldampf zurück ins Kino

Nachgelegt: Drei Jahrzehnte nach dem Science-Fiction-Klassiker „Tron“ kommt jetzt die Fortsetzung mit beeindruckenden Bildern.

Andere lassen sich vom Schönheitschirurgen die Falten straff ziehen, um zwanzig Jahre jünger auszusehen. Jeff Bridges hingegen wurde für „Tron: Lagacy“ einfach eingescannt und digital bearbeitet, damit er gegen den jüngeren Widergänger seiner selbst antreten kann. Die Dinge sind kompliziert, aber nicht unbedingt komplex in Joseph Kosinskis 3D-Cyber-Thriller „Tron: Legacy“, der als Fortsetzung des Science-Fiction-Films „Tron“ aus den späten achtziger Jahren ins neue Jahrtausend dringt.

Schon damals, als man die Wirkung digitaler Parallelwelten auf das menschliche Sein allenfalls erahnen konnte, verlor sich Jeff Bridges als Video-Game-Designer Kevin Flynn in seinem eigenen Spiel und fand nicht mehr zurück in die analoge Realität. Über 20 Jahre hat sein Sohn Sam (Garrett Hedlund) den Vater nicht mehr gesehen. Das Trauma des Verlustes sitzt tief, aber eines Tages erreicht ihn eine Botschaft des Vermissten.

Ein Besuch in dessen verlassener Werkstatt endet mitten in der Cyberwelt „Grid“, die Flynn in den Achtzigern für sein Computerspiel gestaltet hat. Der Vater wird hier von seinem digitalen Widergänger gefangen gehalten, der die Macht an sich gerissen hat und von einer perfekten Parallelwelt ohne menschlich-emotionale Störfaktoren träumt. Fast komplett hat Kosinski seinen Film im künstlichen Cyberspace angesiedelt. Ein vollkommen durchgestyltes schwarz-weiß-stählernes Universum mit grellen Lichteffekten.

Deutlich sind hier die Anleihen an Fritz Langs Klassiker „Metropolis“ sichtbar. Das Design bestimmt hier vollkommen das Bewusstsein des Filmes, der eine etwas krude Geschichte mit hochtechnisierten Kampfsequenzen und futuristischen Verfolgungsjagden gehörig aufmotzt.

Trotz enganliegenden Softshell-Anzügen wird streng darauf geachtet, dass die Angelegenheit nicht zu sexy in Szene gesetzt wird. Schließlich befindet man sich trotz allem entschiedenen Stilwillen in einem gesitteten Disneyfilm. Das merkt man auch an der rührseligen Vater-Sohn-Geschichte, die im Vergleich zum futuristischen Design doch etwas abgegriffen wirkt. Auch die finale Botschaft, die die menschliche Unvollkommenheit gegen den technischen Perfektionismus verteidigt, kommt nach dem Effektefeuerwerk, mit dem „Tron: Legacy“ das Publikum in seine Cyberwelten einloggt, nicht gerade glaubwürdig daher.

Den eigentlichen Beweis für die medienkritische These muss dann der gute Jeff Bridges liefern, der im Schauspielerduell seiner verjüngten Photoshop-Version haushoch überlegen ist.

Wertung: Tron Legacy erhält drei von fünf möglichen Punkte.

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