Thriller: Ein Plot wie Antimaterie

Tom Hanks deckt in Ron Howards „Illuminati“ ein zweites Mal als Robert Langdon Verschwörungen auf.

Düsseldorf. In manchen Szenen könnte man fast Mitleid mit Tom Hanks haben. Hüftsteif und desinteressiert lässt er sich als akademischer Tausendsassa Robert Langdon ein zweites Mal durch einen Plot aus der Feder von Dan Brown jagen. Erinnert man sich dann allerdings, wie viel Hollywoods normalster Filmstar für dieses Herunterreißen einer ihn unterfordernden Rolle erhält, geht jegliches Mitleid flöten.

100 Millionen Dollar, so wird gemunkelt, hat er für die Fortsetzung des "Da Vinci Codes" eingesackt. Gemessen an dieser Gage ist sein schlieriges Spiel noch nicht mal Arbeitsverweigerung, sondern schlicht ein feist grinsendes "Mir doch wurscht".

Hanks hat sich also damit abgefunden, dass die Geschichten von Brown ihrem Helden keinen Raum für Zwischentöne bieten. Wer jetzt entrüstet einwendet, dass sie das auch gar nicht wollen, und dass Popcornkino ohnehin keinen Anspruch auf Tiefgang erhebt, dem sei entgegengehalten, dass eigentlich alle großen Blockbuster-Filmreihen, von "Indiana Jones" bis zu "Die Hard", immer das nötige Maß an Selbstironie und übertriebener Grandezza mitliefern, die vermeintlich hirnloses Action-Tamtam zu höchst amüsantem Zeitvertreib machen.

Bei "Illuminati" bleibt davon nichts übrig außer einer wurmstichigen Story, in der ein kurzatmiger Symbologe gemeinsam mit der Schweizer Garde eine blutige Schnitzeljagd durch Rom unternimmt. Natürlich lässt man sich als Zuschauer von den niederen Instinkten, die den Spannungsbogen künstlich aufrecht erhalten, immer wieder greifen. Im nächsten Moment fühlt man sich aber fast schon ein bisschen schmutzig, weil man erneut der Brownschen Maschinerie aus Sensationslust und Spekulierwahn aufgesessen ist.

Was man Brown allerdings bescheinigen muss, ist seine raffinierte Voraussicht für relevante Themen. Als "Illuminati" 2000 in den USA erschien, kannte niemand die Europäische Organisation für Kernforschung (CERN) in Genf.

Und auch ein neues Konklave im Vatikan war damals noch fern. Brown machte sich diese mystisch verbrämten Sujets zueigen, bevor die Realität sie als Nährboden für krude Räuberpistolen entzaubern konnte. Das ist auch völlig legitim. Wie er sie lieblos zu einem unnötig widerlichen Okkult-Thriller vermantscht, allerdings nicht.

Nach dem Tod des Papstes werden die vier Kardinäle, die am ehesten für seine Nachfolge in Frage kommen, entführt. Gleichzeitig gelingt es CERN-Forschern, per Teilchenbeschleuniger Antimaterie zu erzeugen, die kurz nach dem Experiment entwendet wird. Für beide Anschläge bekennt sich der Geheimbund der Illuminaten verantwortlich. Da das Konklave trotzdem ungestört tagen will, bittet der Vatikan Robert Langdon um Hilfe.

Wäre es nicht so dämlich, könnte man hin und wieder fast lachen, wenn sich die Akteure mit bedeutungsschwangeren Blicken Dinge erklären, die sie als Vatikanmitarbeiter oder Kunsthistoriker eigentlich wissen müssten. Klar will man den Zuschauern so Fachbegriffe und Zusammenhänge erklären. Ein elegantes Drehbuch allerdings sieht anders aus - genauso wie ein eleganter Film.

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