Sozialdrama: "Die Klasse" - Nach den Regeln der Gesellschaft

„Die Klasse“ und ein Lehrer kämpfen mitten in einem Pariser Problembezirk ohne Aussicht auf Erfolg.

Düsseldorf. Eine Schule mitten in einem Pariser Problembezirk am Rande der Stadt: Die Schüler stammen fast alle aus Migrantenfamilien, sprechen kaum Französisch und erleben zu Hause Gewalt und Perspektivlosigkeit. In seinem dokumentarisch wirkenden Sozialdrama "Die Klasse" beobachtet der französische Regisseur Laurent Cantet einen jungen Lehrer und seine Schüler, in deren Alltag Meinungen und Kulturen aufeinanderprallen.

Am Beispiel einer Klasse zeigt der durch sozialkritische Werke wie "In den Süden" bekannte Cantet damit die Missstände vieler moderner Gesellschaften: gescheiterte Integration, Ungleichheit, kulturelle und soziale Ausgrenzung. Dafür erhielt er mehrere Preise, unter anderem den wichtigsten der Filmfestspiele in Cannes, die Goldene Palme.

Im Zentrum von "Die Klasse" steht der Französischlehrer François (François Bégaudeau). Er ist voller Tatendrang, paukt mit den Jugendlichen Grammatik, erklärt Fremdwörter und will ihnen Werke wie das Tagebuch der Anne Frank näher bringen. Doch das ist nicht einfach, denn die Arbeitsmoral und das Interesse seiner 14- bis 15-jährigen Schüler sind miserabel.

Sie drehen sich lieber gelangweilt weg oder rufen ihren Missmut lautstark heraus. Es ist ein täglicher Kampf um Aufmerksamkeit, Anerkennung und Respekt - von beiden Seiten. Während Kollegen von ihm bereits frustriert aufgegeben haben, macht François unermüdlich weiter, auch als sich die Jugendlichen schließlich offen gegen ihn stellen.

"Die Klasse" will möglichst nah an der Realität sein. Immerhin basiert der Film auf dem Roman und den Erfahrungen von François Bégaudeau, der auch im Film die Hauptrolle spielt. Anders jedoch als die erfolgreiche Dokumentation "Sein und Haben", die ein Idealbild einer Klassengemeinschaft zeichnete, offenbart "Die Klasse" die Tragik im Leben dieser Jugendlichen: Sie gehören nirgends wirklich dazu und es wird schnell klar, dass sie nach den Regeln der Gesellschaft auch zukünftig nicht viel Erfolg haben werden.

Alle Darsteller sind Laien. Das verhilft dem Film zu einem dokumentarischen Charakter, alle Bilder wirken authentisch. Unterstützt von der Kamera, die fast nur mit Nah- oder Halbnahaufnahmen im Klassenraum, dem Lehrerzimmer oder auf dem Schulhof filmt, hat der Zuschauer so den Eindruck, ins Geschehen gezogen zu werden.

Wertung: 4 von 5 Sternen

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