Respekt vor historischer Figur

In Berlin feierte „Operation Walküre“ mit Tom Cruise am Dienstag Europapremiere.

Berlin. Tom Cruise ist sich seiner Verantwortung bewusst. Nicht wie sonst mit strahlendem Lächeln und freundlich nach allen Seiten winkend, sondern mit bewusst ernsthafter Miene stellte er am Dienstag in Berlin seinen Stauffenberg-Film "Operation Walküre" vor.

Dass ein Hollywoodstar und bekennender Scientologe den Hitler-Attentäter Claus Schenk Graf von Stauffenberg spielt, war in Deutschland nicht unumstritten. Von den Diskussionen habe er gehört, sagte der 46-jährige US-Schauspieler betont gelassen und mit seinem gewohnt entschlossenen Zug um den Mund. Sie hätten aber keinen Einfluss auf die Dreharbeiten gehabt. Im Gegenteil: "Es brachte die Filmcrew näher zusammen."

Cruise, am Nachmittag vor der Europapremiere im Theater am Potsdamer Platz noch im schlichten, schwarzen Poloshirt, erzählt von der Verantwortung, die er bei der Verfilmung der wahren Begebenheiten gespürt habe. "Es ist der Film in meinem Leben, der mich bisher am meisten herausgefordert hat", sagte er. "Es war eine große Verantwortung, den Geist der Geschichte so genau wie möglich zu vermitteln und gleichzeitig auch ein Stück Unterhaltung zu bieten", berichtete Cruise.

Am bewegendsten waren für ihn und seine Mitspieler - darunter die Deutschen Christian Berkel und Thomas Kretschmann - die Szenen am Originalschauplatz. Erst nach langem Hickhack durfte Cruise im Berliner Bendlerblock drehen, wo Stauffenberg und seine Mitstreiter 1944 von den Nazis erschossen wurden. "Am Anfang habe ich mich immer gefragt, warum ist das so wahnsinnig wichtig, im Bendlerblock zu drehen", sagte der 51-jährige Berkel. "Als wir dann da rauskamen, wurde mir schlagartig klar, was der Gewinn ist. Es war das Gefühl: Hier genau ist es passiert. Das haut einen wirklich um", erinnerte sich Berkel.

Ähnlich empfand es auch Cruise: "Das ist ein Moment, den ich nie vergessen werde", sagte er. "Als Kind fragte ich mich immer, warum hat niemand Hitler gestoppt. Warum hat ihm nicht jemand einfach eine Kugel in den Kopf gejagt", meinte der Schauspieler, der am Abend gemeinsam mit seiner Frau Katie Holmes über den roten Teppich vor dem Premieren-Kino ging.

Die internationale Schauspieler-Crew legte während der Dreharbeiten im Bendlerblock eine Schweigeminute für die Opfer des 20. Juli 1944 ein. "Ich konnte mir nicht vorstellen, den Film woanders als in Berlin zu drehen", sagte Cruise.

All die Aufregung im Vorfeld war umsonst. Cruise spielt Stauffenberg mit großem Respekt vor dessen historischer Rolle. Der Widerstands-Thriller kommt dabei ohne das sonst übliche Hollywood-Pathos aus. Allerdings erstarrt Cruise in seinem Spiel manchmal regelrecht in dem Bemühen, seiner Filmfigur Würde und Ernsthaftigkeit zu verleihen.

Stauffenbergs Enkel Philipp von Schulthess meinte: "Es ist wichtig, dass die Geschichte einem größeren Publikum erzählt wird." Sehr bizarr sei es nebenbei gewesen, seinen Opa in Gestalt von Cruise plötzlich in einem Berliner Luxus-Restaurant zu treffen.

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