Politthriller: Robert Redford als Revoluzzer

Der US-Schauspieler spielt brillant und inszeniert ein klassisches Katz- und Maus-Spiel.

Die alte Lederjacke hängt für alle Fälle noch ganz hinten versteckt im Schrank. In der Innentasche ein Bündel Bargeld und falsche Papiere für die schnelle Flucht.

Jim Grant (Robert Redford, 76) war immer vorbereitet auf den Tag, an dem ihn seine Vergangenheit einholt. In den wilden Sechzigern gehörte er der linksextremen Gruppe „Weather Underground“ an, die mit Bombenanschlägen in den USA gegen den Krieg in Vietnam protestierte. Nach Auflösung der Untergrundorganisation hat sich Jim mit einer gefälschten Identität eine neue Existenz als angesehener Rechtsanwalt aufgebaut. Heute führt er mit seiner elfjährigen Tochter, deren Mutter bei einem Autounfall starb, ein zurückgezogenes Leben.

Als er in der Zeitung liest, dass die ehemalige Kampfgefährtin Sharon Solarz (Susan Sarandon) nach mehr als 30 Jahren vom FBI verhaftet wurde, ahnt er, dass es nicht lange dauern wird, bis die Bundespolizisten auch vor seiner Tür stehen. Vorher sitzt aber schon der junge Reporter Ben Shepard (Shia LaBeouf) in seinem Büro, der in der Aufdeckung des Ex-Terroristen die Story seines Lebens wittert.

Auch wenn Jim den windigen Journalisten abwimmeln kann, holt er noch am selben Abend seine Lederjacke aus dem Schrank. Dass es in den USA während der 70er Jahre nicht nur eine Hippiebewegung, sondern auch militante, linksextremistische Gruppen gab, ist hierzulande weitgehend unbekannt. Ähnlich wie im deutschen Kino „Es kommt der Tag“ oder zuletzt „Das Wochenende“, die sich mit der Vergangenheitsbewältigung ehemaliger RAF-Mitglieder beschäftigten, wählt auch Robert Redford für „The Company You Keep“ einen gefilterten, retrospektiven Blick auf den radikalen Widerstand jener Jahre.

Auf seiner Flucht sucht Grant ehemalige Mitkämpfer auf, die ganz verschiedenen Lebensentwürfen vom Universitätsprofessor bis zur Drogenschmugglerin gefolgt sind, aber dennoch an der Loyalität gegenüber den früheren Genossen festhalten. Mit Nick Nolte, Susan Sarandon und Richard Jenkins wurden deren Rollen mit der alten Garde des US-Independentkinos hochkarätig besetzt.

Dennoch wird der Blick in die politische Vergangenheit keineswegs zur Nostalgiefeier für die gute, alte, wilde Zeit, sondern durch den Bezug zur Gegenwart und die Figur des ambitionierten Reporters differenziert aufgebrochen. In einem überraschend entspannten Modus reflektiert Redford die gescheiterten Utopien der militanten Linken, obwohl sich in der Story vor dem Hintergrund aktueller Terrorismusdiskussionen einiger Zündstoff verbirgt. Im Kontrast zu Vergleichswerken aus dem deutschen Kino merkt man „The Company You Keep“ allerdings auch deutlich an, dass die Vergangenheitsbewältigung dieses Teils der Geschichte in den USA noch in den Anfängen steckt.

Wertung: n n n n n

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