Muppets: Ja, die Puppen tanzen wieder

Höchst schwungvoll und liebevoll selbstironisch — das Comeback der „Muppets“.

Was passiert mit den niedlichsten Anarchisten der Filmwelt, wenn sie in die Hände des konservativen Disney-Konzerns fallen? Werden die ausgehungerten Muppet-Fans, die seit 30 Jahren keine neue Show und seit zwölf Jahren keinen neuen Film mehr gesehen haben, den Cheffrosch Kermit noch wiedererkennen oder werden sie ihm den stets eingeforderten „Applaus, Applaus, Applaus“ verweigern?

Glücklicherweise passiert das, was bei den Muppets immer passiert: Erst gibt’s ein Riesenchaos und dann ein einfallsreich errungenes Happy End.

Der Schauspieler und Muppet-Fan Jason Segel („Bad Teacher“) hat mit Nicholas Stoller das Drehbuch zu diesem beschwingten Spaß geschrieben und ihn auch gleich mitproduziert. Der Film lebt von seiner gnadenlosen Selbstironie, den zahllosen Filmzitaten, den Massen-Tanzszenen mit augenzwinkerndem 50er-Jahre-Touch. Dass eine kräftige Prise Anarchie fehlt, bedauert man nur ein wenig. Segel schreckt nicht einmal davor zurück, sich lustvoll in die menschliche Hauptrolle des Einfaltspinsels Gary zu werfen. Der teilt die Wohnung und das Leben mit seinem Bruder Walter.

Der wiederum ist ein Muppet, weiß das aber nicht und wundert sich nur, warum er so klein ist und sein Bruder so groß. Als Gary mit seiner Freundin Mary (Amy Adams) ihre zehnjährige platonische Beziehung mit einem romantischen Ausflug nach Los Angeles feiern will, nimmt er Walter selbstverständlich mit und als Erstes besichtigen sie das frühere Muppet-Studio. Zufällig belauscht der Kleine, dass der fiese Ölunternehmer Tex Richman (Chris Cooper) die Wirkungsstätten seiner Idole dem Erdboden gleich machen will, weil er darunter Öl wittert.

Auf der Stelle will Walter die alte Truppe zusammentrommmeln und stöbert als erstes Kermit in einer düsteren alten Villa voller Muppet-Andenken auf — „Sunset Boulevard“ lässt grüßen. Alle lassen sich zu einem Comeback überreden, auch wenn sich Großzertrümmerer Gonzo als Sanitär-Unternehmer gut etabliert hatte.

Das rothaarige Tier, Schlagzeuger der legendären Band, lässt sein Anti-Aggressions-Training sausen, Miss Piggy residiert als Expertin für Übergrößen bei der französischen Vogue — aber was tut sie nicht alles für ihren „Kermi“. Im Vorzimmer sitzt passenderweise Emily Blunt, die exzentrische Chefinnen schon aus „Der Teufel trägt Prada“ kennt — einer von vielen Cameo-Auftritten.

Die Disney-Führungsetage war sich wohl bewusst, dass sie mit diesem rund 45 Millionen Dollar teuren Film, ein erhebliches Risiko eingeht. Denn seit 2004 hat der Konzern die Rechte an den Puppen und machte — nichts. Denn die Muppets waren zwar mal internationale Superstars gewesen. Aber sie hatten seit 20 Jahren keinen Fernsehauftritt mehr, ihre letzten fünf Filme haben in den USA zusammen weniger eingespielt als „Toy Story 3“ in den ersten fünf Tagen.

Da hilft es nur, der Retro-Gefahr direkt ins Auge zu schauen. Und so wählt Kermit, als er verzweifelt einen Stargast für die neue Show sucht, eine Nummer, unter der er Präsident Jimmy Carter vermutet — doch dessen Amtszeit ist nun mal seit 30 Jahren vorbei. Doch wie sagt Walter so schön: „So lange es Muppets gibt, so lange gibt es Hoffnung.“

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