Film-Doku: Blick durchs Schlüsselloch in die Welt des Balletts

Der preisgekrönte Film „First Position“ zeigt junge Tänzer auf ihrem Weg zum Erfolg.

Düsseldorf. Füße im Eiskübel, Füße im hölzernen Überdehnungsgerät, Füße im Kräftigungsbrett. „Du trainierst so lange, bis es gar nicht mehr geht. Danach noch fünfmal“, sagt der elfjährige Aran. Sein Blick wirkt entschlossen. Auf der Bühne ist der Mini-Ballerino ein Star. Bei der europäischen Vorentscheidung zum renommierten Ballett-Wettbewerb Youth America Grand Prix tanzt er sein Solo aus „La Bayadère“ souverän wie ein Profi. Ein erwachsenes Kind.

Der Blick durch das Schlüsselloch in die Tanzwelt hat — siehe „Black Swan“ — Konjunktur. „Oft bin ich kurz davor aufzuhören, aber da ist diese Magie“, erzählt der Kolumbianer Joan. Sie hält den 16-Jährigen in ihrem Bann und überträgt sich auf das Publikum. Das funktioniert auch in dem preisgekrönten Dokumentarfilm „First Position“.

Regisseurin und Journalistin Bess Kargman begleitet sechs Ausnahmetalente bei deren Vorbereitung zum Wettbewerb und ist auch im großen Moment vor und hinter der Bühne dabei. Dort entscheiden fünf Minuten über die Zukunft: 300 Finalisten im Alter von neun (!) bis 17 Jahren kämpfen in New York um Stipendien und Arbeitsverträge an den wichtigsten Ensembles und deren Schulen weltweit.

Ein bemerkenswerter Film. Kargman hat in ihrem Debüt Kinder und Jugendliche porträtiert, die das Klischee der magersüchtigen Tanzprinzessin hinter sich lassen. Wie Michaela (16) aus Sierra Leone, eine Kriegswaise. Das Ballett mit seinem Ideal der Makellosigkeit ist ihre Gegenwelt. Die dunkle Haut ist übersät mit weißen Pigmentflecken. „First Position“ holt die Protagonisten so nah ran, dass man mit ihnen bangt und bibbert. Die Doku fesselt mit der Mischung aus Hintergrund, Interviews und atemberaubenden Tanzszenen.

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