Keine Oscar-Chancen für „Die Fremde“

Los Angeles/New York (dpa) - Keine Oscar-Chancen für Sibel Kekilli und Feo Aladag: Das „Ehrenmord“-Drama „Die Fremde“ ist von der Academy of Motion Pictures Arts & Sciences nicht in die Endrunde der Kategorie „Bester fremdsprachiger Film“ aufgenommen worden.

Das teilte die Akademie in Los Angeles mit. Der Film der in Berlin lebenden Produzentin und Regisseurin Feo Aladag war von einer deutschen Jury als Oscar-Kandidat ausgewählt worden. In „Die Fremde“ spielt Kekilli („Gegen die Wand“) eine junge Türkin, die vor der Gewalt ihres Mannes zurück zu ihrer Familie nach Deutschland flieht, da aber nur auf Ablehnung stößt.

„Der Film behandelt auf höchst dramatische und subtile Weise den Kampf einer jungen deutsch-türkischen Mutter um ihre Selbstbestimmung in zwei Wertesystemen“, hatte es in der Begründung der deutschen Jury geheißen. Die gebürtige Wienerin Aladag hatte die Entscheidung als „unglaublich große Ehre“ bezeichnet: „Mein Ziel ist es immer gewesen, einen universellen Film zu machen, der über ethnische, kulturelle und sprachliche Barrieren hinaus Menschen erreichen und berühren kann.“ „Ich bin da abergläubisch, ich warte erstmal ab“, hatte Kekilli (30), die für ihre Rolle in Aladags Drama 2010 den Deutschen Filmpreis gewann, noch kürzlich mit Blick auf ihre Oscar-Chancen gesagt.

Die Kategorie „Bester fremdsprachiger Film“ ist die einzige, in der es eine sogenannte Shortlist gibt. In diesem Jahr standen 66 Filme zur Auswahl, neun davon wurden nun von der Akademie ausgewählt. Sie kommen aus Schweden, Kanada, Algerien, Griechenland, Japan, Mexiko, Südafrika und Spanien. Neunter Film ist „In a Better World“ aus Dänemark, für den Regisseurin Susanne Bier auch schon einen Golden Globe erhalten hatte. Von diesen neun Filmen werden Ende Januar fünf nominiert; einer bekommt am 27. Februar in Los Angeles den Oscar.

Obwohl deutsche Filme in den USA kaum Bedeutung haben, fällt oft auch etwas Oscar-Glanz für deutsche Filmemacher oder Schauspieler ab. Zuletzt gewann vor einem Jahr der deutsch-österreichische Schauspieler Christoph Waltz den Oscar als „Bester Nebendarsteller“ in Quentin Tarantinos „Inglourious Basterds“. Zugleich war in der Kategorie „Bester fremdsprachiger Film“ Michael Hanekes „Das weiße Band“ nominiert, ging aber leer aus. Als letzter deutscher Film hatte „Das Leben der Anderen“ von Florian Henckel von Donnersmarck 2007 diesen Oscar gewonnen.

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