Kampf gegen das Böse: James Bond im Alpendorf

Obertilliach (dpa) - Wer für den Geheimdienst Ihrer Majestät arbeitet, kann schweigen wie ein Grab. Egal, ob Spion mit der Lizenz zum Töten oder Wachmann mit der Lizenz zum Kettenrauchen. „Ich habe berufsbedingt Alzheimer.“

Kampf gegen das Böse: James Bond im Alpendorf
Foto: dpa

Der so von Vergesslichkeit Geplagte trägt eine weithin gelb leuchtende Jacke mit der Aufschrift „Security“ und beschützt mit zwei Kollegen einen alten Tiroler Stadl.

Die Frage lautete schlicht: „Wo ist das James-Bond-Haus?“ Die Filmcrew hat vor den Dreharbeiten zum nächsten 007-Abenteuer mit dem Titel „Spectre“ in Obertilliach in Osttirol zwar viele Spuren gelegt. Große Zelte dienen als Lagerhallen, Container als Büros, zwei Hubschrauberlandeplätze sind angelegt. Aber das monatelange Schweigegelübde zeigt in dem 700-Seelen-Dorf immer noch Wirkung. Weitere Drehorte in Österreich sind Sölden und Altaussee.

„Die geheimdienstliche Diskretion schwebt über allem“, schmunzelt der 67-jährige Josef Lugger aus Obertilliach. Der Bauer, Wirt, Seilbahner und Musikant gehörte zu den fünf Leuten, die im März vom Interesse der 007-Produzenten aus England erfuhren. Obertilliach als Kulisse für wesentliche Szenen in einem globalen Blockbuster?

„So eine Chance lässt man sich nicht entgehen“, sagt der Bürgermeister Matthias Scherer (44). Der ÖVP-Politiker und das Mini-Komitee sondierten die Stimmung im Dorf. Denn der PR-Coup bedeutet in der etwa dreiwöchigen heißen Drehphase ab Mitte Januar auch Einschränkungen für Bewohner und Urlauber. Einige Tage ist unter anderem die Ski-Piste wegen des Top-Agenten gesperrt.

Doch die Vorteile scheinen alle überzeugt zu haben. „In der Region bleiben ungefähr vier Millionen Euro“, sagt Scherer über das unerwartete Konjunkturprogramm. Handwerker und Bauern freuen sich über Zusatzaufträge und über zum Dreh verpachtete Grundstücke, die Hoteliers über eine hier 350 Mann starke Crew, die essen und schlafen will. Insgesamt seien in Österreich vom großen Filmteam - insgesamt 500 Leute - 30 000 Übernachtungen gebucht, sagt der Chef der Filmförder-Agentur Location Austria, Arie Bohrer.

Die Zimmerleute aus Obertilliach und Region haben ganze Arbeit geleistet. Schon im August haben sie auf einer Wiese am Rande des Dorfes mit dem Bau eines auf alt getrimmten Tiroler Stadls und mehrerer kleiner Heuhütten begonnen. Der Stadl, dessen Holz von einem alten Bauernhof in der Steiermark stammt, gilt als „James-Bond-Haus“.

„Hier wird es eine Verfolgungsjagd geben“, erzählt Nachbar Emil Figl. Von der nahen Skipiste aus werde Bond wohl vor seinen Verfolgern in die Hütte fliehen, meint der 76-Jährige. In den engen Gassen des Dorfes werde das Katz-und-Maus-Spiel weitergehen.

Doch alles rund um die Handlung soll top secret sein. An - angeblich schon wieder veraltete - Details sind zum Leidwesen der Produzenten einige Hacker herangekommen. Superstar Craig wird wohl für vier, fünf Tage zum Dreh in Osttirol sein. Schlafen wird der 46-Jährige woanders, heißt es. Der Österreicher Christoph Waltz (58), Bösewicht im neuen Bond, wird bei den Dreharbeiten in seiner Heimat gar nicht auftauchen, verriet er der „KronenZeitung“.

„Wir sind ein sehr seltenes Landschafts-Möbel“, erklärt Lugger. Der Ort sei als altes Wehrdorf noch ganz kompakt, habe viele alte Holzhäuser, kaum eine Bausünde geschweige denn einen Hotelturm. Obendrein hatte der vergangene Rekordwinter mit seinen insgesamt neun Metern Schnee und tagelangen Stromausfällen im Rückblick auch etwas Gutes. Die wetteranfällige Hochspannungsleitung wurde auf einer Länge von zwei Kilometern unter die Erde verlegt. Die nun hindernisfreie Schneise habe die Filmemacher gefreut. Für die geplanten Actionszenen habe das „super gepasst“, sagt Scherer.

Auch in der Tourismus-Hochburg Sölden im Ötztal reibt man sich die Hände. „Das ist wie ein Lotto-Sechser“, ist sich der Chef der Bergbahnen Sölden, Jakob Falkner, sicher. Auf dem Gletscher, der Gletscherstraße und im neuen Ice-Q-Restaurant am Gaislachkogl mit spektakulärer Sicht werde im Januar und Februar tageweise gedreht, erzählt Falkner im Sender „Sölden-TV“. Er wehrt sich gegen die Sorge, der Spaß im Skigebiet könnte für den Urlauber durch die Filmarbeiten getrübt werden. Im Ort selber mit seinen 15 000 Hotelbetten fallen vor allem die englischen Autos und die Lastwagen auf.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort