Bären in Sicht Kämpferische Stars auf der Berlinale

Berlin (dpa) - Schauspieler, die kein Blatt vor den Mund nehmen. Und im Rennen um den Goldenen Bären bislang fast durchweg überzeugendes, spannendes Kino. Das ist nach den ersten Festivaltagen die vorläufige Bilanz der 67. Berlinale.

Bären in Sicht: Kämpferische Stars auf der Berlinale
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Der etwas holperige Start mit dem von vielen Zuschauern mit gemischten Gefühlen aufgenommen Künstlerporträt „Django“ über den legendären Jazzmusiker Django Reinhardt ist da schon fast vergessen.

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Einer ist bei den Berliner Filmfestspielen (bis 19.2.) bei Pressekonferenzen, Empfängen und Interviews immer präsent, auch wenn er selbst nicht anwesend ist: US-Präsident Donald Trump. Bereits bei der Eröffnungsgala gab es reichlich Kritik der Promis an seiner Politik. Vor allem aber Hollywoodstar Richard Gere, im Berlinale-Wettbewerb mit dem Drama „The Dinner“ dabei, rechnete dann mit Trump ab und rief zu gemeinsamer Vorsicht auf. Sein Kollege, der US-amerikanische Regisseur und Schauspieler Stanley Tucci äußerte sich ebenfalls kritisch zu Trumps Politik. Tucci sorgt sich dabei auch um die Kunstförderung.

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Die polnische Regie-Altmeisterin Agnieszka Holland („Hitlerjunge Salomon“) - im Wettbewerb mit ihrem schwarzhumorigen Thriller „Pokot“ über eine mysteriöse Mordserie an Jägern - warnte vor dem neuen US-Präsidenten. „Trump ist Wind in den Segeln der ganzen Rechtspopulisten, die denken, die Demokratie habe sich erschöpft und die Zeit autoritärer weißer Macho-Regierungen sei gekommen“, sagte Holland der Deutschen Presse-Agentur.

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Auf die Kinoleinwand hat es Trump bei der Berlinale noch nicht geschafft. Doch Politik ist in den meisten Wettbewerbsfilmen auch im Privaten zu finden. Die Familien- und Beziehungsgeschichten blicken immer über den Tellerrand und erzählen so etwas über den Zustand der Gesellschaft.

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So wie Josef Haders Tragikomödie „Wilde Maus“. Der österreichische Kabarettist und Schauspieler schickt in seinem Regiedebüt (mit sich selbst in der Hauptrolle) einen entlassenen Journalisten auf Rachefeldzug gegen seinen Ex-Chef und zeigt ihn gleichzeitig in einer Beziehungskrise mit seiner jüngeren Frau. Eine bitterböse Satire über die Ängste des Mittelstands.

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In Oren Movermans „The Dinner“ spielt Richard Gere einen Politiker, der sich zwischen Familie und Karriere entscheiden muss. Gleichzeitig ist das Drama eine Studie über zwei Ehepaare, deren Kinder für ein schreckliches Verbrechen verantwortlich sind. Ganz leise und behutsam erzählt die Ungarin Ildiko Enyedi in „On Body and Soul“ („Teströl és lélekröl“) von zwei schüchternen Menschen, die sich in einer schnelllebigen Welt zaghaft ineinander verlieben.

Der französische Regisseur Alain Gomis ging mit seinem in Kinshasa, der Hauptstadt des Kongo, spielenden Spielfilm „Félicité“ auf Bären-Jagd. Die Milieustudie erzählt die fesselnde Geschichte einer Frau am Rande der Gesellschaft: Félicité muss nach einem Motorradunfall ihres Sohnes Freunde und Fremde um Geld für eine notwendige Operation bitten. Dabei wird klar, dass Nächstenliebe für viele nichts ist als eine hohle Phrase. Doch die Barsängerin gibt nicht auf. Hauptdarstellerin Véro Tshanda Beya Mputo gilt vielen schon als erste Bären-Anwärterin.

Die drei deutschen Bären-Anwärter Volker Schlöndorff („Rückkehr nach Montauk“), Andres Veiel („Beuys“) und Thomas Arslan („Helle Nächte“) haben ihren Berlinale-Auftritt noch vor sich. Arslan ist am Montag als Erster dran. Gut kam beim Publikum Sam Garbarskis außer Konkurrenz laufende Romanverfilmung „Es war einmal in Deutschland...“ an. Darin spielt Moritz Bleibtreu einen Juden, der im Nachkriegsdeutschland das von den Nazis zerstörte Wäschegeschäft seiner Familie wieder groß machen will.

Und ein Film rührte das Publikum am Sonntag zu Tränen: Das außer Konkurrenz laufende Drama „Viceroy's House“ (Das Haus des Vizekönigs) von Gurinder Chadha („Kick it like Beckham“). „Downton Abbey“-Star Hugh Bonneville spielt darin Lord Mountbatten, den letzten britischen Vizekönig in Indien. Es geht um das Ende der britischen Kolonialherrschaft in Indien vor 70 Jahren - und darum, was die politischen Entscheidungen für die Liebe eines jungen indischen Paares (bravourös gespielt von Manish Dayal und Huma Qureshi) bedeuten.

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