„Jack und Jill“: Adam Sandler in einer Doppelrolle

Berlin (dpa) - Mit einem altbekannten Gag wollen derzeit gleich zwei Filme das Publikum in die Kinos locken. Auf eine Männerrolle in Frauenklamotten setzte zu Beginn des Jahres zunächst Matthias Schweighöfer in „Rubbeldiekatz“.

Und jetzt folgt Adam Sandler in „Jack und Jill“ - und will damit an Vorgänger dieses Komödienmusters wie „Tootsie“ mit Dustin Hoffman oder „Mrs. Doubtfire“ mit Robin Williams anknüpfen.

Sandler spielt das Mannsweib Jill mit Melonenbrüsten, Schweißflecken und Pupsattacken. Die ungeliebte Zwillingsschwester kommt zu Besuch zu ihrem Bruder Jack und zerrt an seinen Nerven mit piepsendem Lispel-Sprachfehler, übermäßigen Körperausdünstungen und unzähligen Marotten, wie beispielsweise der Leidenschaft für ihren Vogel Pupsi.

Der Humor versucht sich in allen Registern der Brachialkomik. Jills Figur soll mit ungelenken Bewegungen, nerviger Stimme und Slapstick-Sketchen die Unterhaltungsmaschinerie des Films ankurbeln. Doch das gelingt selten, denn die Übertreibung erzeugt wenige Überraschungen. Die Pointen der Gags sind vorhersehbar: Etwa wenn die recht schwergewichtige Jill unbedingt Pony-Reiten will und das Pferdchen unter der Matrone zusammenbricht.

Die wenigen Lichtmomente des Films erzeugt der großartige Charaktermime Al Pacino, der sich in der Komödie selbst darstellt. Als Schauspiel-Star in einer Schaffenskrise hat er sich Jill - die Frau aus seinem New Yorker Heimatviertel Bronx - als neue Muse auserkoren. Zwar sind auch die für Pacino geschriebenen Szenen nicht überragend komisch, etwa wenn er sich bei einem Basketball-Spiel neben Johnny Depp setzt und dabei versucht, sich hinter einem falschen Rauschebart vor dem suchenden Objektiv der Star-Kamera, der sogenannten Celebrity-Cam, zu verstecken. Aber Pacino ist eine Klasse für sich, ihm zuzusehen ist niemals langweilig.

Ihm gebühren dann auch die Lorbeeren für die einzig wirklich sehenswerte Szene des Films, die im englischen Original längst auf der Video-Plattform „Youtube“ im Internet Furore macht. Der Hollywood-Veteran lässt sich dazu überreden, einen Werbespot für einen neuen Cappuccino-Drink zu drehen, weil dieser seinem Namen ähnelt: Er soll „Dunkaccino“ heißen. Dafür tanzt Pacino in einer wilden Rap-Choreographie durch das Café einer amerikanischen Donut-Kette.

So gelingt dem Drehbuch von „Jack und Jill“ kurz vor Schluss doch noch ein erfrischender Sketch. Denn Al Pacino kommentiert das Werbefilmchen, als er die Rohfassung zu Gesicht bekommt, mit Mafia-Miene - und deutlichen Worten: „Burn this. This must never be seen.“ Also: „Verbrenn' das. Das darf niemals jemand sehen.“ Böse Zungen mögen spotten, das Urteil könnte genauso gut für „Jack und Jill“ gelten.

Denn wenn eine Komödie die Zuschauer von der Leinwand herab mit ihrer Komik anbrüllt und diese über weite Strecken gelangweilt in die Dunkelheit starren, dann marodieren die Flachwitze wohl in allzu niederen Regionen der Humorskala. „Jack und Jill“ ist eine harte Geduldsprobe selbst für eingefleischte Sandler-Fans.

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