Rechtsstreit um Filmtitel Glosse: „Fack Ju Göhte“ mit zweifelhaftem Markenwert

Die Produktionsfirma Constantin Film versucht seit zwölf Jahren, sich den Titel für die Komödie mit Elyas M’Barek schützen zu lassen - hat die Rechnung aber ohne das EUIPO gemacht.

Rechtsstreit um Filmtitel: Glosse: „Fack Ju Göhte“ mit zweifelhaftem Markenwert
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Er ist der Deutschen bestes Pferd im Stall, die strahlende Leitfigur der Dichter und Denker. Umso mehr kann man darüber streiten, ob Johann Wolfgang von Goethe es verdient hat, dass fast 200 Jahre nach seinem Ableben eine Produktionsfirma Millionen mit einer Filmtrilogie scheffelt, in deren Titel der Name des Altmeisters so haarsträubend falsch geschrieben ist, dass selbst den tumbsten Pisa-Versagern im Schriftbild die Augen brennen dürften. Die Rede ist von „Fack Ju Göhte“. Die filmgewordene Rache von Generationen von Schülern, die sich mit gelben Reclam-Heftchen durch die literarischen Machwerke des größten Deutschen kämpfen mussten.

Rechtsstreit um Filmtitel: Glosse: „Fack Ju Göhte“ mit zweifelhaftem Markenwert
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Wahrlich schmerzfrei versucht die Produktionsfirma Constantin Film nämlich bereits seit zwölf Jahren, sich den Titel für die erfolgreiche Pennäler-Komödie mit Elyas M’Barek vom europäischen Markenamt schützen zu lassen. Wohl mit dem Hintergedanken, der Name möge neben dem Niedergang der deutschen Rechtschreibung den Machern vor allem die Lizenz zum Geldscheffeln bringen — etwa im Hinblick auf eine weitere Fortsetzung oder eine TV-Serie. Man möchte sagen: „Tschappo!“

Doch hatte Constantin Film die Rechnung ohne die EU-Behörde gemacht — das heutige Europäische Amt für Geistiges Eigentum (EUIPO) hatte den Antrag naserümpfend abschmettert mit der Begründung, „Fack Ju Göhte“ verstoße - Achtung! - gegen die guten Sitten und die öffentliche Ordnung. Dass Goethe in dem Titel, bitteschön, Sie wissen schon was mit sich selbst tun möge, das ging dem Markenamt entschieden zu weit. Seit Montag beschäftigt sich ein EU-Gericht mit dem Fall, zu dem Constantin Film sich auf Nachfrage unserer Zeitung lieber vornehm in Schweigen hüllte. Gut, dass es die Europäische Union in den 60er Jahren in ihrer heutigen Form noch nicht gab. Sonst hätten die Behörden sich vielleicht mit Filmtiteln wie „Die Lümmel von der letzten Bank“ oder „Zur Sache, Schätzchen“ herumschlagen müssen. Um mit Gretchen zu sprechen: Heinrich, mir graut vor dir!

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