Filmsynchronisation: „Das war etwas zu zischelig“

Max Rinke und Carla Fluder synchronisieren einen Kinofilm. Ein Besuch im Aufnahmestudio.

Langenfeld/Köln. „Hallo, beeil dich“, ruft Carla Fluder in das große Mikrofon. „Das war ein bisschen zu zischelig“, tönt es aus dem Lautsprecher.

„Versuch es gleich noch mal“. „Hallo, beeil dich“, sagt das elfjährige Mädchen aus Köln erneut. „Diesmal war das ,beeil dich’ ein bisschen unfreundlich“, sagt die Stimme aus dem Off. Carla spricht den Text ein drittes Mal. „Das war prima“, tönt es.

Jetzt ist Max Rinke an der Reihe. „Hallo, Halloho, Halloh“, ruft der zehnjährige Junge aus Langenfeld. „Das zweite Halloh bitte etwas tiefer rufen“, korrigiert die Stimme. Max versucht es ein zweites Mal. „Sehr gut“, kommt aus dem Lautsprecher. Der erste Dialog ist im Kasten.

Doch das war erst der Anfang. Auf die beiden Kinder warten noch drei Stunden konzentriertes Arbeiten. Carla und Max haben einen ganz besonderen Job. Sie synchronisieren Filme. „Mit drei Jahren habe ich das erste Mal vor dem Mikro gestanden“, sagt der Langenfelder. Auch Carla ist schon lange dabei. Über ihre Eltern, die in der Filmbranche tätig sind, haben sie das Synchronisieren für sich entdeckt.

Derzeit sprechen sie die Hauptrollen in dem deutsch-tschechischen Kinderfilm „Der blaue Tiger“. Carla leiht der vorwitzigen neunjährigen Johanna ihre Stimme, Max dem gemütlicheren Matthias. Mehr wissen sie vor der Aufnahme nicht. Auch den Text kennen sie nicht. Den lesen sie ab. Das soll die Spontanität erhalten.

Bevor es dann allerdings mit der Einspielung losgeht, werden die beiden Freunde, die sich natürlich beim Synchronisieren kennengelernt haben, von Synchron-Regisseur Cay-Michael Wolf in die Geschichte eingeführt. Dann kann es losgehen. Zuerst schauen sie sich die Szene auf dem Bildschirm an, der vor ihnen steht.

Es wird übrigens nicht chronologisch vorgegangen. „Wir nehmen so auf, wie es am wirtschaftlichsten ist“, erklärt Wolf. So könne es sein, dass die letzten und die ersten Szenen zu Beginn vertont würden, weil dort auch Nebendarsteller auftreten würden, die sonst nicht mehr im Film zu sehen sind.

Der Regisseur sitzt bei den Aufnahmen in einem Nebenraum, der vom Tonstudio durch eine Glaswand getrennt ist. Er schaut mit Tonmeister Philip Kleine auf drei große Bildschirme. Auf den beiden äußeren läuft die zu vertonende Szene ab, auf dem mittleren werden die gesprochenen Wörter gespeichert, wenn sie richtig betont wurden. Wolf gibt den beiden Kindern nach jedem gesprochenen Take, so nennt man die Texteinheiten, die maximal aus zwei Sätzen bestehen, über den Lautsprecher eine Rückmeldung.

So arbeitet sich das Team durch die einzelnen Szenen. Für den „Blauen Tiger“ sind fünf Tage eingeplant, weil Max und Carla immer nur drei Stunden am Tag arbeiten dürfen. Das schreibt das Jugendarbeitsschutzgesetz vor.

Für die Kinder ist die Aufgabe als Synchronsprecher keine Arbeit. Es macht ihnen Spaß. „Es wird nie langweilig, weil ich ja nicht weiß, was als Nächstes passiert“, sagt der Zehnjährige. Auf die Vertonung dieses Filmes hat sich Max besonders gefreut: „Das ist meine erste Hauptrolle.“

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