Filmproduzent Bernd Eichinger gestorben

München/Los Angeles (dpa) - Bernd Eichinger, Deutschlands berühmtester Filmproduzent, ist tot. Er starb mit 61 Jahren in Los Angeles, teilte seine Familie mit.

Am Montagabend habe er während eines Essens mit Familie und Freunden einen Herzinfarkt erlitten. Der Münchner hatte einen zweiten Wohnsitz in Hollywood. Der Direktor der Deutschen Film- und Fernsehakademie Berlin, Jan Schütte, sagte in einer ersten Reaktion, Eichinger habe seine Karriere als Regisseur begonnen und deshalb auch als Produzent immer den richtigen Blick für und auf die Regisseure gehabt.

„Bernd Eichinger war vielleicht der größte und originellste Filmemacher der deutschen Nachkriegsgeschichte - vielleicht der einzige von wirklichem Weltformat“, betonte Schütte am Dienstagabend. „Mit ihm verliert die deutsche Filmwelt nicht nur einen Produzenten, sondern auch eine eigene Stimme.“ Im vergangenen April war Eichinger bei der Verleihung des Deutschen Filmpreises mit dem Ehrenpreis für seine Verdienste um den deutschen Film ausgezeichnet worden.

Eichinger hat in mehr als 30 Jahren rund 70 Filme produziert. Er war einer der wenigen deutschen Filmschaffenden, die in Hollywood große Erfolge feierten. Er war als Produzent so prominent wie es sonst nur Schauspieler und einige Regisseure werden - unter anderem, weil er sich stets in die Filmdrehs einmischte und bei der Auswahl der Schauspieler und selbst beim Schnitt ein Machtwort sprach.

Einige langjährige Weggefährten erfuhren bei der Verleihung des Medien-Preises „Diva“ in München von Eichingers Tod. „Der Bernd war ein ganz Großer“, sagte ein sichtlich bewegter Ralph Siegel, der auf dem roten Teppich vom überraschenden Tod des Produzenten erfuhr. „Es tut mir wahnsinnig leid.“ Der Präsident der Spitzenorganisation der deutschen Filmwirtschaft (SPIO), Steffen Kuchenreuther, brachte zunächst nur ein „Ich bin völlig fertig“ über die Lippen.

Veronica Ferres' Ex-Mann Martin Krug sagte, Eichinger habe Filmgeschichte geschrieben. „Er war einer der Größten in Deutschland.“ Schauspieler und Regisseur Til Schweiger sagte bei der Premiere seines Films „Kokowääh“ in Berlin den abschließenden Bühnenauftritt des Filmteams und die Party ab.

Zu Schauspielerinnen unterhielt Eichinger auch mehrfach private Beziehungen - etwa zu Hannelore Elsner, Barbara Rudnik, Katja Flint und Corinna Harfouch. Er hinterlässt seine Ehefrau Katja, die er 2006 heiratete, und eine Tochter. Die 29 Jahre alte Fernsehmoderatorin Nina Eichinger wurde einem breiten Publikum als Jurorin der RTL-Castingshow „Deutschland sucht den Superstar“ bekannt.

Er sei „filmsüchtig“, sagt Eichinger einmal über sich selbst. Seine Obsession prägte sein Leben seit den frühen 70er Jahren, als der am 11. April 1949 in Neuburg an der Donau geborene Bayer zum Studium an die Münchner Hochschule für Fernsehen und Film kam. Zu seinen Werken gehören Filme wie die Süskind-Verfilmung „Das Parfum“, der Hitler-Film „Der Untergang“ oder die Roman-Verfilmung „Fräulein Smillas Gespür für Schnee“. Seinen Durchbruch feierte er 1981 mit dem Film „Christiane F. - Wir Kinder vom Bahnhof Zoo“.

Mit der Michael-Ende-Verfilmung „Die unendliche Geschichte“ (Regie: Wolfgang Petersen) von 1984 wurde er endgültig zu einer der internationalen Größen im Filmgeschäft. Der von ihm produzierte Film „Nirgendwo in Afrika“ (Regie: Caroline Link) gewann 2003 den Oscar für den besten nicht-englischsprachigen Film.

Der angeschlagenen Produktionsfirma Constantin verhalf Eichinger als Chef zu neuem Erfolg. 1999 ging die Firma an die Börse. Mehr als 30 Jahre lang sei Eichinger das Herz der Constantin Film gewesen und habe die Filmindustrie international geprägt, teilte die Produktionsfirma mit.

„Wir alle sind geschockt von dieser unfassbaren Nachricht und fühlen mit der Familie und den Angehörigen, denen unsere tiefe Anteilnahme und herzliches Beileid gilt“, hieß es in einer Mitteilung des Unternehmens. „Mit Bernd verlieren wir einen Freund und Weggefährten, unsere Trauer und den Schmerz kann man nicht in Worte fassen.“

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