Berlinale-Halbzeit: Wer ist der Bären-Kandidat?

Halbzeit bei der Berlinale, doch ein heißer Anwärter auf die Preise zeichnet sich nicht ab. Die Filme im kritischen Überblick.

„Promised Land“ von Gus Van Sant (USA): Hollywoodstar Matt Damon soll als Mitarbeiter einer Erdgasfirma die Bewohner einer Kleinstadt überzeugen, die Förderrechte für das Erdgas unter ihrem Farmland an einen Energiekonzern zu verkaufen. Pro: Starke politische Botschaft, starker Schauspieler. Contra: Absehbares Happy-End.

„In the Name of“ („W imie...“) von Malgoska Szumowska (Polen): Einem schwulen Priester in der polnischen Provinz fällt die selbst gewählte sexuelle Enthaltsamkeit immer schwerer. Pro: Sensible Studie über die seelische Not von Homosexuellen in der katholischen Kirche. Contra: Am Ende wird die feinfühlige Erzählung von hölzerner Dramaturgie zunichtegemacht.

„Paradies: Hoffnung“ von Ulrich Seidl (Österreich): Abschluss von Seidls „Paradies“-Trilogie, in dem er mit Lolita-Einschlag von einem Diätcamp für Jugendliche erzählt. Pro: Überzeugt mit fast dokumentarischer Strenge und genauer Beobachtung. Contra: Die Erwachsenen-Figuren sind eher Karikaturen.

„Dolgaya schastlivaya zhizn“ („Ein langes und glückliches Leben“) von Boris Khlebnikow (Russland): Ein junger Bauer auf der nordrussischen Kola-Halbinsel will sein gepachtetes Land nicht gegen eine Abfindung an einen Provinz-Karrieristen abgeben. Pro: Existenzielles Drama in beeindruckender Natur. Contra: Die teils übertrieben wackelige Handkamera nervt.

„Gold“ von Thomas Arslan (Deutschland): Nina Hoss als deutsche Auswanderin, die sich mit einer Gruppe auf den beschwerlichen Weg zur Goldsuche im kanadischen Klondike-Fluss aufmacht. Pro: Lakonische, fast dokumentarische Erzählweise. Contra: Die Emotionen bleiben auf der Strecke.

„The Necessary Death of Charlie Countryman“ von Fredrik Bond (Schweden): Starbesetzte Story mit Shia LaBeouf, Evan Rachel Wood, Mads Mikkelsen und Til Schweiger. Pro: Gewagte Mischung aus Thriller, Romanze und Selbstfindungstrip. Contra: Ausgefranste Farce, die zwanghaft lustig sein will.

„Gloria“ von Sebastián Leli (Chile): Eine Frau Ende 50, geschieden, träumt noch einmal von der großen Liebe. Pro: Gefühlvolle Gratwanderung zwischen Komik und Tragik, Lebenslust und Melancholie. Contra: Stilistisch öde.

„Die Nonne („La Religieuse“) von Guillaume Nicloux (Frankreich): Ein junges Mädchen wird im 18. Jahrhundert von ihren Eltern gezwungen, ins Kloster zu gehen. Pro: Der Film beeindruckt mit der grandiosen Hauptdarstellerin Pauline Étienne. Contra: Bisweilen zu theatralisch.

„Vic+Flo haben einen Bären gesehen“ („Vic+Flo ont vu un ours“) von Denis Côté (Kanada): Eine aus dem Gefängnis entlassene Frau sucht in den Wäldern Kanadas im Haus eines Verwandten Ruhe und bekommt Besuch von ihrer Geliebten. Pro: Skurriler Film die dunkle Seite Seite der Liebe. Contra: Versuch eines philosophischen Horrorfilms, der seine Charaktere aber zu skizzenhaft anlegt.

„Before Midnight“ von Richard Linklater (USA): Im letzten Teil der Beziehungs-Trilogie sind Celine und Jesse längst zusammen, haben Kinder, geraten aber im Urlaub in eine Krise. Pro: Leichtfüßige Gespräche über Gott und die Welt, Sex und Liebe, Mann und Frau. Contra: Ein netter Film — aber ob das für einen Goldenen Bären (Foto: Reuters) reicht?

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