Eugen Viehof: „Ein Museum wäre ein Klotz am Bein“

Der Sprecher der Viehof-Sammlung äußert sich zu Helge Achenbach, zur Erweiterung des Kunstbesitzes und zu seinen Wurzeln.

Eugen Viehof: „Ein Museum wäre ein Klotz am Bein“
Foto: H.M./Sammlung Viehof

Mönchengladbach/Neuss. Anfang 1998 verkauften Eugen, Michael, Klaus und Bernd Viehof zu Lebzeiten ihres Vaters Eugen Viehof senior, Firmengründer der Allkauf Gruppe, das Unternehmen an den Metro-Konzern. 2001 hoben die vier Brüder mit Kunstberater Helge Achenbach und Hedda im Brahm-Droege die Sammlung „Rheingold“ aus der Taufe. 20 Jahre sollte die Kunst zusammenbleiben. Daraus wurde nichts, weil der Kunstberater ins Gefängnis wanderte, während sein Anteil versteigert wurde. 2015 lösten sich die Viehof-Brüder aus dem Sammlungsverbund zugunsten der eigenen Sammlung Viehof, zu der seit 2008 ein großes Konvolut von Reiner Speck gehört. Nun zeigen sie unter dem Titel „Polyphon“ Werke in der Langen-Foundation. Ein Gespräch mit Eugen Viehof junior.

Herr Viehof, sprechen Sie für die Sammlung Ihrer Familien als Ältester oder als Kunstfreund?

Viehof: Ich bin der Älteste der vier Brüder. Da ich früher der Sprecher in der Firma war, meinten meine Brüder, ich könnte das auch in der neuen Firmen- und Familienkonstellation weitermachen. Wir waren zu viert. Mein Bruder Bernd ist leider vor anderthalb Jahren gestorben.

Wer erweckte Ihr Interesse für die Kunst?

Viehof:. Helge Achenbach, den ich schon vorher kannte, fragte uns nach dem Verkauf der Firma: „Habt Ihr nicht Lust, euch mal mit Kunst zu befassen?“ So hat er uns alle vier an die Kunst herangeführt. Das muss man sehr positiv bewerten.

Sie haben seit 2001 mit ihm gearbeitet und die Sammlung Rheingold aufgebaut. Ihr Hamburger Katalog „Sammlung Viehof“ beweist, wie viele gute Arbeiten durch seine Hände gegangen sind. Ist das so?

Viehof: Es sind ganz eindeutig sehr interessante Arbeiten. Herr Achenbach hat ein Gespür für den Kunstmarkt und kann auch beurteilen, ob sich Künstler entwickeln oder entwickelt haben. Ich glaube, das war sehr hilfreich. Was er uns angeboten hat, verdient Anerkennung.

Welches sind die Sammlungsschwerpunkte?

Viehof: Wir konzentrieren uns auch in der Sammlung Viehof auf Künstler aus dem Rheinland oder auf internationale Künstler, die im Rheinland eine Bedeutung hatten, etwa durch Ausstellungen. Wir wollen nicht, dass die Sammlung ausfranst. Wir kooperierten damals mit regionalen Museen, die wir zugleich förderten, was wir auch weiter tun.

Wie kam es 2008 zum Ankauf von über 300 Werken aus der Sammlung Reiner Speck?

Viehof: Wir waren schon in der Sammlung Rheingold mit vier Sechstel vertreten, als wir hörten, dass sich Reiner Speck von Sammlungsteilen trennen würde. Zeitweise überlegte auch das Land den Ankauf, hat dann aber Abstand genommen. Dem damaligen Staatssekretär Hans-Heinrich Grosse-Brockhoff war es wichtig, dass die Speck-Sammlung in NRW bleibt. Durch ihn bekamen wir den Kontakt.

Warum erwarben Sie den Achenbach-Anteil nicht?

Viehof: Es gab zu viele rechtliche Probleme, deshalb haben wir es nicht erwogen.

Wie verlief die Auflösung der Sammlung Rheingold?

Viehof: Wir hatten die meisten Werke zum Glück bereits unter den Gesellschaftern aufgeteilt. So konnten wir das, was uns gehört, auch nehmen. Tatsächlich gibt es jedoch noch eine geringe Zahl von Arbeiten, die sich noch immer in der Sammlung Rheingold befinden. Da zurzeit noch Prozesse laufen, konnten diese noch nicht herausgenommen werden. Wenn alles geklärt ist, können die Gesellschafter über Rheingold entscheiden.

Sie sind als Mann der Wirtschaft bodenständig. Identifizieren Sie sich mit Mönchengladbach-Rheydt, wo Sie leben und arbeiten?

Viehof: Meine Familie lebt seit 1758 in Korschenbroich in der Nähe von Schloss Myllendonk, genau an der Stadtgrenze zu Mönchengladbach. Da bin ich aufgewachsen. Von daher bin ich dort verwurzelt.

Sie hatten stets auch öffentliche Kunstberater?

Viehof: Wir wollten bei der Sammlung Rheingold neben Helge Achenbach von Anfang an einen Beirat. So starteten wir mit Kasper König vom Museum Ludwig, Eva Schmidt vom Museum für Gegenwartskunst in Siegen, Ulrike Groos von der Kunsthalle Düsseldorf, Susanne Titz vom Museum Abteiberg und mit Veit Loers als freiem Kurator. Sie machten Vorschläge. Und wir Gesellschafter setzten uns zusammen und entschieden, was wir kauften. Der Prozess war uns wichtig. Wir lernten auch aus der Auseinandersetzung zwischen den Spezialisten.

Sie kämpften mit Susanne Titz gegen die Lethargie in Mönchengladbach, wurden Mitglied des Museumsvereins, förderten urbane Projekte am Abteiberg. Gab es Erfolge?

Viehof: Es ist mir als Unternehmer in Mönchengladbach gelungen, sowohl im Kulturbereich als auch bei der Stadtplanung, z. B. mit dem Masterplan, Bewegung in die Stadt zu bringen. Beratend unterstützen wir die Entscheidungsträger in Politik und Verwaltung.

Susanne Titz ist stolz, dass Sie die kritische Arbeit von Andreas Siekmann kauften. Gehörte Mut dazu?

Viehof: Die Arbeit war im Abteiberg ausgestellt. Sie reflektiert die Zeit der Treuhand. Was ist da nach der Wende nicht alles passiert und auch schiefgegangen an Integration. Siekmanns Arbeit stellt das extrem gut da.

Wer sitzt in Ihrem aktuellen Beirat?

Viehof: Philip Kaiser, den ich aus Köln kenne, und Dirk Luckow aus Hamburg. Wir überlegen gemeinsam mit ihnen, wo die Sammlung noch Lücken aufweist und wie man die Sammlungsbestände schärfen kann.

Heißt die Zukunft Neuland oder Arrondierung?

Viehof: Wir wollen beides. Wir wachsen stetig weiter. Wir haben gerade unter anderem Arbeiten von Axel Hütte, Katharina Sieverding und Isa Genzken gekauft.

Lokale oder globale Kunst?

Viehof: Nur lokale Kunst wollen wir nicht. Die Künstler müssen nicht aus dem Rheinland sein, aber sie sollten wie Houseago einen Bezug zum Rheinland haben.

Was macht die nächste Generation? Ist sie kunstaffin?

Viehof: Das muss sich entwickeln. Es gibt sehr gute Ansätze, dass es weitergeht. Wenn der eine oder andere nicht sammeln will, sind noch genügend Familienmitglieder da, die Interesse haben.

Wie sind Sie zur wunderschönen Bilderkollektion von Corinne Wasmuht gekommen, wie sich jetzt beim Gastspiel in der Langen Foundation zeigt?

Viehof: Einer meiner Brüder war, soweit ich mich erinnere, mit Helge Achenbach bei ihr im Atelier, als sie noch in Düsseldorf lebte. Sie kam jetzt zur Eröffnung, und wir haben über das Bild „Räume“ von 1996 gesprochen. Sie beschäftigte sich damals intensiv mit Ladenausstattungen und sammelte Kataloge als Inspiration für das Werk. Für sie ist dieses Bild die wichtigste Arbeit.

Bleibt die Skulptur unterrepräsentiert?

Viehof: Skulpturen gehören dazu - wie etwa Herolds Kokainberg. Wir tun uns bei größeren Skulpturen und Installationen wegen der Lagerproblematik aber eher schwer.

Ein eigenes Museum?

Viehof: Nein. Es wäre ein Klotz am Bein. Wir wollen weiterhin mit Museen und Sammlungen wie jetzt mit der Langen Foundation kooperieren.

Ein Gemälde von Corinne Wasmuht („Räume“), das Viehof in der Langen Foundation zeigt.

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