Erste Ausstellung des „Blauen Reiter“ vor 100 Jahren

München/Murnau (dpa) - Wahrscheinlich war der Coup von langer Hand vorbereitet: Am 18. Dezember vor 100 Jahren eröffneten die Künstler um Wassily Kandinsky, Franz Marc und Gabriele Münter in München ihre „Erste Ausstellung der Redaktion "Der Blaue Reiter"“.

Damit traten sie öffentlich in Opposition zur „Neue Künstlervereinigung München (NKVM)“, der sie gut zwei Wochen zuvor noch selbst angehört hatten. So waren die beiden konkurrierenden Ausstellungen zeitgleich in der selben Galerie Thannhauser zu sehen - eine Provokation für die früheren Kollegen.

Das Schlossmuseum Murnau in Oberbayern zeigt zu diesem Jubiläum bis zum 11. März eine Sonderschau mit Dutzenden Entwürfen zur Entwicklung des Titelbilds für den Almanach „Der Blaue Reiter“, der schließlich im Mai 2012 erschien. Modell zu dem Titelbild stand wahrscheinlich der Drachen bezwingende russische Märtyrer Heiliger Georg. Er ist der Patron Murnaus und zugleich Moskaus als Heimatstadt Kandinskys, wie das Museum erläuterte.

In Murnau - im sogenannten blauen Land - hatten Kandinsky und Münter gelebt und mit ihren Künstlerfreunden gearbeitet. Sie malten dabei einerseits volkstümlich hinter Glas und experimentierten zugleich mit neuen Farben und Formen. Obwohl die Künstler-Gemeinschaft nur wenige Jahre zusammenhielt, zählt sie mit den „Brücke“-Malern zu den Begründern des deutschen Expressionismus.

In den wenigen Jahren des Bestehens der Gruppe entstanden Hunderte Bilder. Der Erste Weltkrieg beendete das Kunstschaffen abrupt. Macke starb 1914, Marc kam 1916 in der Schlacht um Verdun ums Leben. Kandinsky musste Deutschland verlassen und kehrte nach Russland zurück.

Viele Bilder Kandinskys und seiner Weggefährten überstanden im Keller des von Münter und Kandinsky bewohnten Hauses in Murnau die NS-Zeit, in der sie als entartete Kunst verfemt wurden. Zu ihrem 80. Geburtstag 1957 schenkte Münter die mehrere hundert Werke umfassende Sammlung der Städtischen Galerie im Münchner Lenbachhaus - und begründet damit den Weltruf des Hauses.

Just zum Geburtstag ist die berühmteste Sammlung im Münchner Lenbach-Haus allerdings wegen dessen Renovierung auf Weltreise; sie gastierte unter anderem in New York, Den Haag, Wien, Japan und Moskau.

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