Ein Museum mitten im Hotel

Interview: Die Baselitz-Meisterschülerin Seo hat das am Montag eröffnete Kölner art’otel mit ihren 260 Kunstwerken gestaltet.

Seo, wie kommt eine Baselitz-Meisterschülerin dazu, Kunst für ein Hotel zu machen?

Seo: Das war ein großer Traum von mir. Ich habe als Studentin Georg Baselitz von der Hochschule zu dem art’otel gefahren, das er in Berlin gestaltet hat. Damals war ich total begeistert und wusste, das möchte ich auch mal machen, und jetzt hat die Schülerin von einst ihr eigenes art’otel, für das ich mich bei einem Wettbewerb gegen andere renommierte Künstler überraschend durchgesetzt habe. Darüber bin ich sehr glücklich.

Ist so ein Hotel mit einem Denkmal zu Lebzeiten zu vergleichen?

Seo: Ich bin auf jeden Fall sehr stolz auf das, was ich jetzt hier sehe. Wichtig ist mir, dass die Kunstwerke hier keine bloße Dekoration sind. Zwischen meinem künstlerischen Schaffen und dem Entwurf des Gebäudes gab es eine direkte Interaktion. Das ist wie bei einem eigenen Museum.

Wie sind sie bei diesem ungewöhnlichen Projekt vorgegangen?

Seo: Ich habe mir zuerst im Maßstab 1:100 ein Modell gebaut und eine Videoanimation erstellt. Mir war es sehr wichtig, durch Räume gehen zu können, um dann zu entscheiden, welche Bilder wo platziert werden. Als das Hotel soweit fertiggestellt war, dass man es besichtigen konnte, war ich vor Ort und habe das Konzept noch einmal angepasst.

Gab es Vorgaben vom Hotel?

Seo: Nein, ich konnte absolut frei arbeiten.

Wie sah Ihr Konzept im Einzelnen aus?

Seo: Ich habe mich in die Hotelgäste hineinversetzt. Sie reisen ins Hotel und erleben, sobald sie es betreten, eine zweite Reise entlang meiner Kunstwerke. Dementsprechend wurden die Bilder in den Räumen aufgehängt. Mein Text der an der Wand hinter der Rezeption steht ist dabei so etwas wie ein Reiseführer.

Um welche Inhalte geht es bei der Reise?

Seo: Das Grundelement war das Wasser, das in Form des Rhein durch Köln gleitet und das bei allen Bildern eine Rolle spielt. Ähnlich in Bewegung wie der Fluss ist auch unsere globalisierte Welt, die sich ständig verändert und das nicht immer zu ihrem Vorteil. So zerstört zum Beispiel die Energie, die aufgebracht werden muss, damit wir hier in Deutschland im Winter Erdbeeren essen können, die Umwelt. Früher bekam man Trinkwasser umsonst, heute muss man dafür zahlen. Vielleicht wird auch bald bei einem Waldspaziergang Eintritt fällig. Meine Bilder sind wie ein Spiegel, der noch eine heile Welt zeigt, die es in Wirklichkeit gar nicht mehr gibt.

Was für ein Gefühl ist das, wenn Sie jetzt durch das Hotel gehen?

Seo: Ich habe mit den Bildern sehr lange in meinem Atelier zusammen gelebt. Alleine für die zwölf Meter breiten "Global Roses" habe ich ein halbes Jahr gebraucht. Jetzt begegne ich hier guten alten Bekannten wieder und freue mich darüber.

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