Duden ist „Sprachpanscher“ des Jahres

Verein verleiht dem Standardwerk aufgrund von zahlreichen Anglizismen den Titel.

Dortmund. Standardwerk im Visier von Sprachschützern: Ausgerechnet der renommierte Duden erhält vom Verein Deutsche Sprache (VDS) den Negativ-Titel „Sprachpanscher des Jahres 2013“. Der Vorsitzende des privaten Vereins, Walter Krämer, begründete die Wahl mit der Aufnahme „lächerlicher Angeber-Anglizismen“.

„Wo bleiben der Nachsteller statt Stalker, der Netzhandel statt E-Business — oder der Klapprechner, der immerhin über 34 000 Treffer bei Google aufweist?“, fragte Krämer.

Etwa jedes vierte Wort unter den aktuell rund 140 000 Begriffen im Duden habe fremdsprachliche Wurzeln, stellte Duden-Chefredakteur Werner Scholze-Stubenrecht dagegen angesichts der Kritik fest. Mit einem Anteil der sogenannten Anglizismen von etwa 3,5 Prozent sei der Prozentsatz der aus dem Englischen entlehnten Begriffe noch vergleichsweise niedrig. Eine Zunahme habe es in den vergangenen Jahren nicht gegeben.

Ebenso hoch sei im Wörterbuch der Anteil von Übernahmen aus der französischen Sprache. Fachbegriffe aus dem Finanzwesen wie etwa der „Bankrott“ stammten häufig aus der italienischen Sprache, die auch für kulinarische Begriffe wie „Pizza“ oft Pate stehe.

Eine reine, deutsche Sprache habe es ohnehin nie gegeben, sagte der Duden-Chef. „Wir machen die Sprache nicht, wir bilden sie objektiv ab“, sagte Duden-Verlagssprecherin Nicole Weiffen. Eine Bewertung werde nicht vorgenommen.

Doch der Dortmunder Verein sieht Begriffs-Importe aus der englischen Sprache weiterhin kritisch. Bereits seit 1998 küren die Mitglieder per Abstimmung „Sprachpanscher“, die in ihren Augen für das „unnötige Verdrängen“ deutscher Begriffe durch Importe aus dem angelsächsischen Ausland stehen. Es gebe eine „Demontage des Deutschen als Sprache von Kultur und Wissenschaft ganz allgemein“, bedauert der gemeinnützige Verein.

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