Musical à la Disney „Die Schöne und das Biest“ kommt nach Düsseldorf

Das Märchen „Die Schöne und das Biest“ kommt als opulent ausgestattetes Musical auf die Bühne der Rheinoper in Düsseldorf.

Musical à la Disney: „Die Schöne und das Biest“ kommt nach Düsseldorf
Foto: Stefan Malzkorn

Düsseldorf. Windschiefe Burgspitzen, in Blutrot getränkt, dann in düstere Gewitterwolken gehüllt. Blitze donnern. Kerzenleuchter sprechen und Kommoden trippeln. Die Teekanne singt. Die Dienerschaft quiekt wie Micky Maus. Und der Schlossherr — einst von einer Zauberin in das berühmte Biest verwandelt — schnauft, rattert und knurrt wie ein Raubtier. Daneben das reine Mädchen Belle in babyblauer Seide, die durch die Schlossflügel irrt und das Biest durch ihre Liebe erlösen soll.

Von Kopf bis Fuß ist hier alles komplett auf Walt Disney eingestellt. Und das nicht etwa im Kino oder auf der Fernseh-Mattscheibe, sondern auf der Bühne. Das uralte französische Märchen „Die Schöne und das Biest“ steht jetzt in der Musicalfassung von Alan Menken in der Düsseldorfer Rheinoper auf dem Programm. Sicherlich eignet sich diese verschwenderisch ausgestattete und märchenhaft inszenierte Show des Budapester Operettentheaters ideal als Bespielung des Hauses für die Sommerzeit. Es ist ultraleichte familientaugliche Kost, an der auch — wie jetzt bei der umjubelten Premiere im Opernhaus — die Kleinen ihr Vergnügen haben.

„Ächz, Ächz!“ oder „Brrrrrrrrr“ und die kantig zackige Feinmotorik der Figuren erinnern an Zeichentrickfilme. Einsprengsel wie „Mon Dieu“, „Bonjour“ oder „Bienvenu“ sorgen in der ansonsten in Deutsch gesungenen Märchen-Revue aus Disneys Traumfabrik für einen Hauch französisches Flair. Warum nicht?! Hinzu kommt noch der leichte Akzent der ungarischen Darsteller, der dem Ganzen einen Schuss von K.u.K.-Operetten-Charme verleiht.

Herrlich überzeichnet sind das Gute und das nur scheinbar Böse. Letzteres ein humpelndes Ungeheuer, das zornig faucht und seine Entourage mit giftiger Galle beiseiteschiebt. Es leidet an seinem verunstalteten Äußeren, entführt zunächst Belles Vater in sein Schloss Horrorhausen. Klar, dass Belle den Papa findet und sich, statt seiner, in die Fänge des Monsters begibt.

Mit viel Magie, quakenden Kröten und manch putzmunteren Gesellen und Bildern, die man aus Fantasy-Filmen kennt, wird die Geschichte erzählt. Mit Erlösung und Happy End, versteht sich. Das Biest schlägt dreimal Purzelbaum und mutiert zum edlen Prinzen. Ein Finale, das Ähnlichkeiten mit Grimms „Froschkönig“ nicht verleugnen will.

Natürlich tritt auch eine Gegenfigur auf — Gaston, der die reine Belle heiraten will, aber von ihr freundlich abgewiesen wird. Ein breitbeiniger aufgeblasener Proll in Lederklamotten, der vor lauter Selbstüberschätzung kaum laufen kann, seine Sauf- und Rauf-Kumpanen zwar dominiert, dadurch aber sofort zu einem richtigen Antitypen wird.

Die Songs und Chöre sind teilweise eingängig, werden nicht immer, aber im zweiten Teil immer öfter mit Schmelz gesungen — und schmissig aus dem Orchestergraben begleitet vom Budapester Operetten-Orchester. Die Show-Nummern haben Unterhaltungswert, angereichert mit einem Schuss Ironie. Das Titellied, das man als Ohrwurm von Celine Dion kennt, kommt ganz ordentlich über die Rampe.

Einen Hauch Hollywood oder Broadway bieten auch die opulenten Revue-Szenen auf Treppen und Tafeln, mit tanzenden Riesentellern und Servietten, die im Stile des French Can-Can dem Publikum so richtig einheizen. Hier lässt das Spektakel musikalisch und szenisch keine Wünsche offen.

Fazit: viel großes Kino, aber auch viel Kitsch. Wer also in den heißen Sommertagen eine Alternative zum Entspannen in der Hollywoodschaukel sucht, sollte ruhig den Besuch der Show im klimatisierten Opernhaus in Erwägung ziehen. Kind und Kegel kühlen nicht nur ab, sondern kommen auf ihre Kosten und summen die Melodie „Die Schöne und das Biest“ noch beim Herausgehen.

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