Der Vatikan ehrt deutsche Heilige

Hildegard von Bingen wird Kirchenlehrerin.

Bingen. Bei der populärsten Deutschen des Mittelalters hat sich die katholische Kirche Zeit gelassen. Mehr als 800 Jahre hat es bis zur Heiligsprechung der Hildegard von Bingen im Mai 2012 gedauert. Am Sonntag erklärt Papst Benedikt XVI. sie auch zur Kirchenlehrerin. Die Ehre, zu den wichtigen und einflussreichen Theologen der christlichen Kirche zu gehören, teilt Hildegard von Bingen mit 34 anderen Kirchenlehrern. Hildegard wird weltweit verehrt, doch besonders groß ist die Freude in ihrer Heimat Bingen.

Hildegard von Bingen (1098 bis 1179, Bild: Miniatur aus dem Rupertsberger Codex des Liber Scivias) hat viele Facetten. Immer neue Bücher erscheinen über sie, vor drei Jahren brachte Margarethe von Trotta sie auf die Kinoleinwand. Mal ist sie die geniale Heilerin, mal die frühe Feministin, mal die abgehobene Mystikerin. Der Papst zählt zu ihren großen Anhängern.

Die Nonne stammte aus dem Hochadel. Im Mittelalter, in dem die Aussage einer Frau vor Gericht nicht mehr wert war als die eines Kleinkinds, gab Hildegard den mächtigsten Männern Europas ungefragt Ratschläge — dem Kaiser und dem Papst. Und berief sich darauf, dass Gott durch sie spreche. Über den Ursprung ihrer zahlreichen Visionen rätseln Experten heute noch.

Einen ersten Schub für den regionalen Tourismus gab Hildegard 900 Jahre nach ihrer Geburt im Jubiläumsjahr 1998. Allmählich entdeckten die Kommunen Hildegard als „ungehobenen Schatz“, wie der Leiter der Rüdesheimer Touristinfo, Rolf Wölfert, berichtet. dpa

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