David Hockney geht in den Wald

Das Museum Ludwig schwelgt in neuen Werken des Briten.

Köln. Kalifornische Swimmingpools waren vorgestern. Collagen aus Polaroids und Kunstwerke aus dem Faxgerät sind passé. Seitdem David Hockney vor einigen Jahren nach England zurückkehrte, zieht es ihn ganz traditionell in die Natur. Seine Landschaftsmalerei interpretiert er jedoch modern, in knalligen Farben und oft mit Augenzwinkern.

Wie die Impressionisten vor 150 Jahren sucht er seine Motive in Wald und Flur, aber nicht nur mit der Staffelei, sondern häufig auch mit dem iPad. „Ich zeichne damit im Moment der Inspiration, und keine drei Minuten später“, sagte Hockney Donnerstag im Museum Ludwig, das von Samstag an eine opulente Schau mit rund 200 Werken aus den vergangenen acht Jahren zeigt.

Mit dem handelsüblichen Malprogramm „Brush“ erzielt er erstaunlich filigrane Ergebnisse — wie der Brite am Bildschirm arbeitet, zeigen einige Animationen am Ende der Ausstellung. Die Ergebnisse druckt er großformatig bis zu 3,70 Meter Höhe aus.

„Ich zeichne die ganze Zeit“, sagt Hockney. Alles hält er fest — den Weg in den Woldgate Woods zu allen Jahreszeiten, die drei Bäume aus der Nähe von Thixendale kennt man bald mit und ohne Blätter. Seinem zehn Meter breiten Monumentalwerk „Frühlingserwachsen“ stellt er 51 iPad-Motive eines einzigen Waldwegs zwischen dem 3. Januar und 2. Juni 2011 zur Seite. Viele eröffnen tatsächlich eine neue Sicht auf den selben Platz — aber so viele?

Scheinbar mühelos hingeworfene Motive aus Skizzenbücher und großformatige Kohlezeichnungen belegen, welch begnadeter Zeichner der 75-Jährige ist. Erfindungsreich aber auch, denn seine Multi-Fokus-Filme schaffen neue Perspektiven. Neun, manchmal 18 Kameras nehmen in leicht verschobener Anordnung etwa einen Waldweg auf. Die minimalen Brüche in den parallel projizierten Filmen befreien von einem vorgegebenen statischen Blickwinkel. Denn man sucht sich unwillkürlich selber aus, auf welches Detail man sich konzentriert — besonders gelungen in der erstmals gezeigten Arbeit „Jongleure“ und „Das Atelier“.

Die Ausstellung wurde — dort allerdings bieder chronologisch — bereits in der Londoner Royal Academy und im spanischen Bilbao gezeigt. In London strömten 650 000 Besucher in das Museum am Picadilly Circus — doppelt so viele wie zu van Gogh zwei Jahre zuvor. „Wir sind neugierig auf unsere Zahlen“, heißt es in Köln.

Die Ausstellung „A Bigger Picture“ ist von Samstag bis zum 3. Februar im Kölner Museum Ludwig zu sehen. Geöffnet: Di — So 10 bis 18 Uhr. Eintritt: 10 Euro. Morgen um 16.30 Uhr plaudern David Hockney und Museumschef Kasper König öffentlich über Kunst.

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