Zweiter Fall für Kommissar Mørck

Erfolgsautor Adler-Olsen tischt mit „Schändung“ schwere Kost auf.

Düsseldorf. Man möchte diesem Jussi Adler-Olsen ein wenig grollen, dass er seinen Lesern derart perfide und genüsslich detailliert das Böse im Menschen zumutet. Wären da nicht der drollig-mysteriöse Assistent Assad, die renitent-mütterliche Sekretärin Rose und weitere schräge Gestalten rund um den Kommissar Carl Mørck - es würde zu düster werden im "Sonderdezernat Q" der Kopenhagener Polizei.

Der Däne Adler-Olsen zeigt sich im zweiten Band seiner Mørck-Reihe als steter Gratwanderer zwischen Grausam- und Heiterkeit, zwischen Flachwitz und Philosophie. Denn der neue Fall für Kommissar Mørck ist schwere Kost: Eine Gruppe einfluss- und steinreicher Geschäftsleute hat seit ihrer Zeit im Elite-Internat perverses Vergnügen am grundlosen Quälen und Töten von Mensch und Tier.

Die einzige Frau der Gruppe, die eine zentrale Rolle bei den Gewaltexzessen spielte, steigt aus und lebt fortan gehetzt das Leben einer Obdachlosen. Während das Sonderdezernat Q anfängt, die alten Akten der Ermordeten, Verschwundenen und Misshandelten zu entstauben, entwirft sie ihren eigenen Racheplan.

Dieser Zweiklang aus Ermittlung und Einblick in die Psyche von Täter und Opfer hat schon bei Adler-Olsens erstem Mørck-Band "Erbarmen" perfekt funktioniert und dafür gesorgt, dass er seit fast 50 Wochen in den Bestseller-Listen auftaucht.

Mit dem "Sonderdezernat Q" hat Adler-Olsen eine genial-simple Variation in die recht monotone Landschaft der Krimi-Kommissare gebracht. Denn der griesgrämige Mørck sollte eigentlich mit dem Sonder-Job, ungelöste Fälle neu aufzurollen, beiseite gelobt werden - was grandios scheitert. Mit Assistent Assad, eigentlich Putzkraft, bildet er ein schräges Ermittlerduo, das mit Sekretärin Rose nun offenbar zum Trio wird - in "Schändung" macht sich die Nervensäge unverzichtbar.

Adler-Olsen will insgesamt zehn Mørck-Krimis veröffentlichen. Nach dem zweiten Band ist klar: Es warten noch viele Geheimnisse in der Biografie von Assad und Mørck. Und es gibt Hoffnung, dass das kalte Herz des Kommissars bald auftaut.

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