Strawinskis „Die Geschichte vom Soldaten“: Glänzender Teufel, blasser Orpheus

Jiri Bubeniek zeigt Strawinskis „Die Geschichte vom Soldaten“.

Gelsenkirchen. Es ist ein Märchen aus uralten Zeiten: „Die Geschichte vom Soldaten“ hat Igor Strawinsky 1918 in der Tradition des russischen Jahrmarkttheaters erzählt. Er machte, den Entbehrungen des Ersten Weltkriegs geschuldet, aus der Not eine Tugend und entwarf ein karges Konzept für eine Wanderbühne.

Nun ist das selten gespielte Werk, das von einem jungen Soldaten handelt, der einen faustischen Pakt mit dem Teufel eingeht, im Musiktheater im Revier in Gelsenkirchen zu erleben: pralles Theater bei aller ästhetischen Schlichtheit.

Eingerichtet hat es der Startänzer und Choreograf Jiri Bubeniek. In Verbindung mit „Orpheus“, kreiert von der Britin Cathy Marston, bildet das Ballett einen Strawinsky-Doppelabend. Beides sind Uraufführungen.

Die Helden, der junge Soldat wie der antike Sänger, scheitern. Dabei geht der Russe deutlich unterhaltsamer unter. Jiri Bubeniek, der aus seiner Zirkusvergangenheit schöpft, charakterisiert die Figuren über ihren dynamischen Tanz. Die Bewegungen schmiegen sich an den Rhythmus des Textes. Der Schauspieler Sebastian Schwab gibt jeder Rolle ihren eigenen Charme. Der Soldat, der seine Geige, Symbol seiner Seele, gegen Reichtum eintauscht, ist lebensfroh.

Glanz des Abends aber ist der Amerikaner Joseph Bunn als geschmeidiger Satan mit Verführerlächeln und tuntigem Touch. Wie farblos und verquast dagegen der „Orpheus“. Der griechische Held versucht es — unfreiwillig komisch — bei der toten Eurydike erst mal mit einer Herzmassage.

Die Schöne hat Choreografin Cathy Marston in Körper und Seele geteilt. Während der Leib nur daliegt, tanzt Ballettchefin Bridget Breiner große Gefühle. Doch insgesamt überzeugt diese Fassung nicht. Vor allem die Soldaten, die in der Unterwelt agieren, wirken deplatziert.

“Aufführungen: 5. Juli und kommende Spielzeit, Musiktheater im Revier Gelsenkirchen, Telefon: 0209/407 200

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