Signal überdenken

Kommentar von Barbara Opitz

Zunächst wird "nur" ein Haus geschlossen. Es ist ein architektonisches Meisterwerk und Symbol Wuppertals. Heinrich Böll sprach zu dessen Eröffnung 1966 von der Freiheit der Kunst. Eine symbolträchtige Rede - sie steht für die damalige Zeit und diesen Ort. Ein Ort, an dem sich Tanzikone Pina Bausch gegen ein buhendes Publikum durchsetzte und sich dann in die Herzen der Welt tanzte. Auch "Pina" steht für diese Stadt.

Wie dem Wuppertaler Schauspielhaus ergeht es vielen Theatern aufgrund horrender Schuldenlasten unserer Städte. Klar ist: die Kommunen müssen sparen. Schwimmbäder, Bibliotheken und sogar Schulen werden geschlossen. Da liegt die Kürzung im kulturellen Bereich für viele nahe. Doch sollte man die Zusammenhänge nicht vergessen: Die Städte stehen im Wettbewerb um Attraktivität. Das Ansehen einer Stadt aber ist nicht nur mit Industrieansiedelung und sozialen Einrichtungen, sondern auch mit ihrer kulturellen Selbstdarstellung verbunden. Kein Unternehmen wird sich niederlassen, kein junger Mensch wird bleiben, wo sich kulturelle Öde ausbreitet. Kein Tourist wird sich in eine solche Stadt verirren, die dieses Signal sendet und ihr Theater schließt. Solch eine Stadt wird schwer wieder auf die Beine kommen.

Und noch etwas: Theater sind nicht "nur" Tradition. Sie haben längst gezeigt, dass sie mehr sind. Sie gehen an Schulen, starten Projekte, mobilisieren - wie in diesen Tagen in Wuppertal. Sicher ist: Irgendwann wird es wieder Geld geben. Die Theater aber könnten dann verschwunden sein. Es ist vor allem guter Wille nötig, den Städten diesen Verlust zu ersparen. Denn wo eine Ermäßigung der Hotelsteuer möglich ist, kann eine ausreichende Subvention der Theater nicht unmöglich sein.

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