Shakespeare zum Auftakt der Hamburger Ballett-Tage

Hamburg (dpa) - Mit umjubelten „Shakespeare Dances“ hat John Neumeier in Hamburg seinen Ballett-Reigen zum Jubiläum eröffnet. Die Sonderaufführung des dreiteiligen Shakespeare-Abends läutete am Samstagabend die Hamburger Ballett-Tage ein.

Das dreiwöchige Festival ist diesmal ganz dem Dienstjubiläum des Choreographen gewidmet: Seit 40 Jahren leitet Neumeier das Hamburg Ballett und gilt damit als dienstältester Ballettchef der Welt. Mit minutenlangem Applaus und Bravo-Rufen feierte das Publikum den dreieinhalbstündigen Abend - und besonders Neumeier.

Während der 71-Jährige vor Beginn der Ballett-Tage am Freitag noch mit einem Senatsempfang im Rathaus seiner Wahlheimat geehrt worden war, nahm er am Abend darauf in der Hamburgischen Staatsoper wieder am Regiepult Platz. Auf der Bühne: seine rund 60 Tänzer. In den Zuschauerreihen um ihn herum: 170 ehemalige Tänzer seiner Compagnie.

Sie seien es, die jede seiner Choreographien weitergetragen hätten, sagte Neumeier. „Besser als jede DVD, jedes Video, jede Benesh Notation ist das, was jeder Tänzer dem nächsten gegeben hat“, betonte er.

Unter dem Titel „Shakespeare Dances - Die ganze Welt ist Bühne“ zeigt Neumeier Kurzformen seiner Ballette „Wie es Euch gefällt“, „Hamlet“ und „Vivaldi oder Was ihr wollt“. Für die Zusammenstellung schuf er unter anderem den Anfang und Übergänge neu, vieles sollte original bleiben.

Eine Figur, die sich durch alle Werke hindurch zieht, ist Jaques aus „Wie es Euch gefällt“ - als dieser nimmt der erste Solist Carsten Jung verschiedene Rollen an. Die Musik zu seinen Shakespeare-Choreographien lieferten Neumeier Wolfgang Amadeus Mozart, Michael Tippett und Antonio Vivaldi.

Immer wieder hat William Shakespeare (1564-1616) den Ballettchef inspiriert. „Ich glaube, Shakespeare ist das größte Inspirationsreservoir für einen Choreographen“, sagt er über den englischen Dramatiker. Sein erstes Ballett zu einem Shakespeare-Stoff schuf Neumeier 1974 mit „Romeo und Julia“, danach folgten Werke wie „Hamlet Connotations“ (1976) und „Hamlet“ (1997), 1985 „Wie es Euch gefällt“ oder 1996 „Vivaldi oder Was ihr wollt“.

Der offizielle Start der 39. Ballett-Tage stand am Sonntag auf dem Programm, ebenfalls mit den „Shakespeare Dances“. Insgesamt sind 23 verschiedene Ballette in 19 Vorstellungen geplant. Klassiker wie „Die Kameliendame“, „Liliom“ und „Illusionen - wie Schwanensee“ sollen zu sehen sein. Ebenfalls gezeigt werden „Purgatorio“, „Tod in Venedig“ und „Préludes CV“. Zudem wird das Hamburg Ballett an zwei Abenden die vierstündige „Matthäus-Passion“ im Michel präsentieren.

Statt wie sonst eine hat Neumeier diesmal zwei Gastcompagnien eingeladen, die von früheren Hamburg-Ballett-Tänzern geleitet werden: das Bayerische Staatsballett in München und die Ballets de Monte-Carlo. Den Abschluss des zum Jubiläum um eine Woche verlängerten Festivals bildet traditionell die „Nijinsky-Gala“ (30. Juni) mit Ausschnitten aus 16 Balletten.

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