Shakespeare-Edelmimen in Marl

„Was ihr wollt“ wirkt trotz Starbesetzung lau.

Marl. Angesichts des demographischen Wandels und der so genannten munteren Alten scheint die Idee nahe liegend. Regisseur Armin Holz hat Shakespeares Komödie um Liebes- und Geschlechterverwirrung "Was ihr wollt" mit Schauspielern im Rentenalter besetzt. Und was für Schauspieler! Ilse Ritter ist dabei, Elisabeth Trissenaar, Hans Diehl, Angela Schmid und Dieter Laser. Shakespeare-Edelpralinen on tour.

Doch um es vorweg zu sagen: Stars machen noch keine gute Inszenierung. Was im Theater Marl im Rahmen der Ruhrfestspiele zu sehen ist, gleicht einem Interpretationstorso. Auf der dunklen mit einer Bretterwand verstellten Bühne (Ausstattung: Armin Holz, Matthias Weischer) beschwört Herzog Orsino (Dieter Laser) mit hohem pathetischen Ton und altbackenen Theatergesten seine Liebe. Ein spät Ergriffener im roten Samtmantel, der sich später ganz alterssportiv in eine kurze Hose wirft.

Seine Liebe gilt Gräfin Olivia, findet allerdings in Viola, die nach einem Schiffbruch als Mann verkleidet beim Herzog unterkommt, ihren begehrten Boten. Ilse Ritter im Matrosenjäckchen spielt das mit glockenheller Stimme. Kindlich hopsend eilt sie zwischen dem von ihr geliebten Orsino und der entschlossenen Olivia der Elisabeth Trissenaar hin und her, willig Küsse und Botschaften einsammelnd.

Doch der Herzog ist ein Turboknutscher, und so bleibt die Geschlechterverwirrung, die von Cesario/Viola ausgeht, völlig auf der Strecke - umso mehr als Ilse Ritter später auch noch Violas Zwillingsbruder Sebastian verkörpern muss. So sehr der als Manierist verschriene Armin Holz im Programmheft von seinen älteren Schauspielern schwärmt, er findet keine Übersetzung für die verstörenden Liebeswirren im Alter.

Auch die Komik hat erhebliche Anlaufschwierigkeiten. Markus Boysen gibt einen knurrigen Sir Toby, Angela Schmid eine merkwürdig ziselierte Hofdame, nur August Diehl als weinerlicher Sir Andrew sorgt ab und zu für Lacher. Und der Malvolio bleibt bei Vadim Glowna genauso verschenkt wie der Narr bei Gitte Haenning.

Armin Holz macht viel Wind mit rosa Zylindern, türkisfarbenen Cuts, schrägen Bühnenobjekten, doch das Stück zerfällt in edel ausgezirkelte Einzelszenen ohne sinnliche Bodenhaftung oder übergreifende Idee - was das Publikum denn auch mit kräftigen Buhs quittierte.

1 ¾ Stunden, keine Pause, Theater Marl, 2.-6. 6, Karten: 10,50-28,50 Euro, Tel.: 02361-9218-0.

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