Salzburger Festspiele: Böse Spiele unter Krüppeln

Als Auftragswerk für die Festspiele schrieb Bernhard "Ein Fest für Boris". Vor 40 Jahren abgelehnt, steht es jetzt an erster Stelle.

Salzburg. Ihre Krüppel haben Beine und sind dennoch bewegungslos. Christiane Pohle verzichtet in ihrer Inszenierung von Thomas Bernhards "Ein Fest für Boris" auf naturalistische Effekte, denn Schauspieler haben eben Beine - das weiß jeder. Die 39 Jahre alte Regisseurin, die seit 1999 eine Blitzkarriere an ersten Theateradressen macht, lässt die Protagonisten in Bernhards erstem Bühnenwerk mit baumelnden Beinen an Sesseln kleben. Riesige Kristall-Lüster kreisen permanent über den Mimen. Mit Pohles Neu-Deutung des Stücks wurden die Salzburger Festspiele eröffnet.

Ein differenziertes Porträt der Alten zeichnet die belgische Schauspielerin Viviane de Muynck. Sie hat nichts von einer fuchtelnden Megäre, wirkt stark, eisern, herrisch und kalt, aber auch regungslos. Ihr leichter niederländischer Akzent sorgt für Distanz, neutralisiert Bernhards Bösartigkeiten. Nur Johanna rennt buckelnd herum, beklemmend gespielt von Nadine Geyersbach. Sie mutiert zur stummen Dienerin der von Misstrauen zerfressenen Guten. Schweinsmaske und das Anprobieren von High-Heels der beinlosen Alten sorgen für schwarzhumorige, makabre Momente in spannungslosen 150 Minuten.

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