Premiere: "Nie wieder arbeiten" - Frauen ertragen keine faulen Männer

Das Stück „Nie wieder arbeiten“ mit bestens aufgelegten Darstellern in der Komödie.

Düsseldorf. Nie wieder arbeiten - was wäre das schön. Keine ungezogenen Schüler, keine uneinsichtigen Raser, keine quälenden Selbstzweifel. Dafür viel Zeit für romantische Abendessen, amüsante Theaterbesuche und unbeschwerte Mußestunden auf einer sonnigen Insel.

So malen sich das zumindest zwei Herren aus, die den falschen Beruf, aber eine richtige Männerfreundschaft haben. Den passenden Schlachtruf haben sie in Düsseldorf gefunden. "Nie wieder arbeiten" - das wollen Werner (Bernd E. Jäger van Boxen) und Tom (Martin Zuhr) im gleichnamigen Stück von Horst Pillau, das bei der Uraufführung in der Komödie gefeiert wurde.

Werner, der verknöcherte Lehrer, und Tom, der gutmütige Ordnungshüter, fühlen sich als Prügelknaben der Nation und suchen schnurstracks den Weg auf die Couch. Dabei spielen sie nur krank und haben in Wahrheit ein gesundes Selbstvertrauen. Mit Erfolg: Beim Psychiater holt sich das simulierende Duo Tipps für die Berufsunfähigkeit.

So weit, so einfach. Doch in der Praxis wird’s schwieriger. Da gibt es ja auch noch zwei selbstbewusste Frauen, die das paradiesische Nichtstun ihrer Männer gar nicht so idyllisch finden und die Koffer packen, weil ihre fauleren Hälften ihre Zeit lieber mit dem Fernseher als mit Hausarbeiten verbringen.

Pillau garniert die Beziehungskomödie mit treffenden Pointen, Regisseur Marcus Ganser würzt das Ganze mit bestens aufgelegten Hauptdarstellern und einer spritzigen Tanz-Choreographie von Danny Costello. Das Team macht sich viel Arbeit, um zu erzählen, wie ödes Nichtstun entsteht.

Erst danach kommt Tempo in die Geschichte: Das Männer-Duo übernimmt die Theaterkasse der rührig-rüstigen Seniorin Flora und am Ende auch wieder Kurs auf die eigenen Ehefrauen, die gemeinsam eine Tanzschule leiten.

Ein Glück, dass Silvia Seidel und Tanja Schumann tanzen können. Da macht das Zuschauen einfach Spaß. Den haben auch ihre männlichen Gegenparts, die sich tatsächlich wandeln dürfen - von passiven Jammerlappen zu aktiven Tänzern, die den perfekten Hüftschwung lernen, um ihre Frauen mit Tangoschritten und einer Rose im Mund zu betören. Flora macht ihnen Mut - auch wenn Dagmar Hessenland die betonte Lockerheit der Liebesbotin zu angestrengt vermittelt. Hans Richter spielt als Floras sympathisch-schusseliger Herzensmann eher eine Rolle am Rande.

Eine abgedrehte Showeinlage sorgt für ausgelassene Stimmung im Saal. Da schaut der eine oder andere Premierengast wohl auch gerne darüber hinweg, dass Schuhplattler, Sirtaki und Cancan in heiterer Willkür gemischt werden, plötzlich viel getanzt, aber nicht immer glasklar gesungen wird.

Doch irgendwie passt der Schluss, der einige Fragen offen lässt, ins Bild: Nie wieder arbeiten - die schöne Vorstellung ist am Ende doch nicht die Erfüllung aller Träume.

"Nie wieder arbeiten", Komödie, Steinstraße 23, Düsseldorf. 2 Stunden 30 Minuten, eine Pause, bis 16. Oktober, Karten unter Telefon 0211/325151.

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