Porträt: Maria Schrader - Sie schwitzt Blut und Wasser

Maria Schrader hat nach vielen Filmen das Theater neu für sich entdeckt: Sie steht auf den Bühnen in Düsseldorf und Köln.

Düsseldorf. Irina Arkadina dreht sich selbstverliebt um sich, um ihre Genialität als Schauspielerin, ihre angeblich ewige Jugend. Maria Schrader spielt diese Arkadina aus Tschechows "Die Möwe" unter der Regie der scheidenden Intendantin Amélie Niermeyer am Düsseldorfer Schauspielhaus.

Es mache ihr Spaß, vor allem weil das Ensemble sie als Gast so freundschaftlich aufgenommen habe. Im Gespräch stellt die Künstlerin aus Berlin schnell die Unterschiede zur Figur klar: "Es liegt in der persönlichen Struktur, ob man eine gewisse Selbstironie oder Distanz zu dem hat, was man macht, oder instinktiv wie ein Tier jeden Blitz auf sich bezieht."

In Düsseldorf hat sie ein kleines Café in der Nähe des Bahnhofs entdeckt. Wenn sie aus Berlin kommt, verbringt sie hier gern Zeit, quatscht mit dem Besitzer Mario, als wären sie seit Ewigkeiten bekannt. Sie plaudert über ihren 45. Geburtstag, den sie gerade mit Freunden bis morgens um 6 Uhr gefeiert hat, zeigt auf dem Handy Fotos der zwölfjährigen Tochter und lässt einen in ihr Leben blicken.

Ein Leben, das in den vergangenen drei Jahren eine gehörige Wendung genommen hat. Mit dem Start von Karin Beier am Kölner Schauspielhaus entdeckte Maria Schrader sich als Theaterschauspielerin neu. Ein Standbein, auf das sie stolz ist. Gleich in drei Produktionen und zweimal unter der Regie der gefeierten Intendantin stand sie bereits auf der Bühne. Sie erhielt eine Auszeichnung nach der nächsten. Und wer Maria Schrader als Medea in Grillparzers "Das goldene Vlies" gesehen hat, kennt ihr darstellerisches Können. "Man hat vorher ganz schön Schrott aus dem Weg zu räumen", sagt sie. Viele, die sie aus Film und Fernsehen kennen, meinen, ein klares Bild von der Frau mit den auffälligen dunklen Locken zu haben. Von der Frau, die in Dörries "Keiner liebt mich" und in Färberböcks "Aimée & Jaguar" zu sehen war.

Sie sagt, dass selbst Regisseure sie immer wieder auffordern: "Spiel das einfach so, wie du bist. So, wie du aussiehst, wie du deine Haare trägst." Damit könne sie nichts anfangen. Sie brauche als Gegenüber einen Kopf, der mit klaren Formen ihr als Darstellerin Sicherheit gebe. Und auf der inhaltlichen Seite einen Raum, der hoch genug sei, um sich zu strecken. So ist es bei Medea und bei ihrem eigenen Film "Liebesleben", den sie nach dem Roman von Zeruya Shalev für das Kino adaptiert hat. "Die waren beide für mich so reich. Man stößt an keine Grenzen, das ist nie dünn, das ist immer riesig."

2007 kam "Liebesleben" in die Kinos - ihr Regiedebüt. Aber sie hatte auch schon mit Dani Levy, mit dem sie auch privat einige Jahre zusammen war, für Produktionen wie "RobbyKallePaul", "Meschugge" und "Väter" geschrieben, gespielt und gebangt. "Der Film ist so lange so wahnsinnig theoretisch. Selbst beim Drehen bleibt er das."

Bei ihrem eigenen Film habe sie sich wie in einem Tunnel gefühlt, gefangen in einem einzigen Projekt. "Ich war so hungrig, wieder zu spielen", beschreibt sie ihren Start in Köln 2007. Beim Theater sei das Reizvolle die Unwiederbringlichkeit jedes Abends. "Ein Moment, den man teilt und der dann auch wirklich vorbei ist." Für Maria Schrader so etwas wie eines der letzten kultischen Ereignisse von ein paar hundert Leuten an einem Ort. Und für die schwitzt sie auch Blut und Wasser. So fühlt sie sich jedenfalls auch nach 40 Aufführungen noch, wenn sie abends die Medea spielt: "Dann ist der ganze Tag vorher gelaufen."

Ganz anders wirkt die geltungssüchtige Arkadina auf ihre Darstellerin. Da ist vorher noch ein Schwätzchen mit Mario drin, der für Maria den Kaffee genau so macht, wie sie ihn liebt. Doch wahrscheinlich war die Rolle auch schon alles, was Düsseldorf von der Schauspielerin zu sehen bekommt. Denn zwei Sachen stehen für Maria Schrader fest: Sie möchte weiter in Berlin leben und in Köln spielen.

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