Ohnsorg-Theater: „Auf Teufels Schubkarre“ in die Saison

Hamburg (dpa) - Es ist ein Komödienklassiker an Hamburgs Ohnsorg-Theater. Seit 1947/48 hat „Op Düvels Schuuvkoor“ bereits vier Mal auf dem Spielplan gestanden.

Ohnsorg-Theater: „Auf Teufels Schubkarre“ in die Saison
Foto: dpa

Die Ensemble-Legenden Heidi Kabel und Henry Vahl brillierten in den Stück als plietsches Gesindepaar auf einem Bauernhof der Nachkriegszeit, worüber man sich immer mal wieder bei Fernseh-Wiederholungen amüsieren kann.

Zum Start in die neue Bühnensaison hat Karl Bunjes „Op Düvels Schuuvkoor“ („Auf Teufels Schubkarre“) — auch bekannt als „Verteufelte Zeiten“ — nun zum fünften Mal Premiere an der niederdeutschen Volksbühne gefeiert. Der launige, vom angesehenen Gastregisseur Anatol Preissler mit leichter Hand inszenierte Abend fand am Sonntag lang anhaltenden Beifall des Publikums.

Urig und lustvoll verkörpern die Ensemblestars Beate Kiupel und Wolfgang Sommer die Magd Taline und den Knecht Jan, die das Gehöft seit langem allein schmeißen. Unterstützt werden diese nur vom Flüchtlingsmädchen Marie (Christin Deuker).Der Jungbauer Heiko (Patric Dull) widmet sich derzeit vornehmlich der verbotenen Rübenschnapsbrennerei — und hat zudem ein Auge auf die fesche, aber frivole Tochter (Luisa Rhöse) des Dorfpolizisten (Dieter Schmitt) geworfen.

Die turbulente Geschichte kommt dadurch in Gang, dass Heiko verkündet, die ältliche Taline heiraten zu wollen, wenn sie in Rekordzeit den Kuhstall ausmistet. Was diese prompt erledigt — „de Stall is blank as wenn de Bull' ihn utleckt hat“ (der Stall ist so sauber als wenn der Bulle ihn ausgeleckt hat). Und sich zum Entsetzen ihres Herrn alsbald ein Verlobungskleid bestellt.

Preissler zeigt das von viel Zuschauergelächter begleitete Geschehen im Bühnenbild (und den Kostümen) der bewährten Félicie Lavaulx-Vrécourt. Die ehemalige Ausstattungsleiterin baute eine einfarbig hellgraue, abstrahierend kahl und schlicht gehaltene Stube, die oben offen ist — und den Blick auf einen bewölkten Himmel freigibt. Bereits dieses zeitlose Ambiente bedeutet einen gewissen Abschied von der von Bunjes eingefangenen Nachkriegsatmosphäre mit ihrer Armut, Enge, sozialen Verwerfungen und ihrer aufblühenden unverbrüchlichen Lebenslust.

Auch in der Typbesetzung wirkt das Spiel teils eher heutig — so erscheint der jungenhafte Dull als Hofbesitzer nicht unbedingt wie ein Mann, der aus dem Zweiten Weltkrieg heimgekehrt ist.

Gewürzt mit viel Wortwitz und einem Dauerschnack des schlitzohrigen Jan - „Mensch sei helle, bleib’ Junggeselle“ - schnurrt das Leben, Lieben und Treiben dieser Dörfler hier denn ohne ihre ursprüngliche ernste Folie unterhaltsam über die Bühne. Dass der Abend Spaß macht, liegt an versierten Akteuren, wobei vor allem Kiupel sich nicht schont: Fast ohne Make-up, derb, mal laut zeternd, mal breit grinsend, will sie zur Freude des Publikums den Hofbesitzer auf rustikale Art betören: mit katzenhaft gemeinten, jedoch völlig unerotischen Bewegungen und Gurr-Lauten etwa, oder aber, indem sie ihrem wehrlosen Meister gleich auf den Schoß springt und ihn abküsst.

Nächster Programmpunkt am Haus, das in dieser Saison letztmalig der Intendant Christian Seeler leitet, bevor er es in die Hände von Michael Lang übergibt, wird ein ernstes Zeitthema: Nach dem Film Til Schweigers ist ab 2. Oktober das Alzheimerstück „Honnig in`n Kopp“ (Honig im Kopf) zu sehen.

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