Tanzkompanie Pilobolus Neues aus dem Reich der Schatten

Vogelstrauß mit Schatten: Die Tanzkompanie Pilobolus zeigt in Köln mit „Shadowland 2“ ein neues Abenteuer.

Tanzkompanie Pilobolus: Neues aus dem Reich der Schatten
Foto: Kai Heimberg/bb-promotion

Köln. Wie schwer es ist, den eigenen Schatten zu beherrschen, erfährt der Unkundige auf der Bühne des Genfer Théatre du Léman spätestens dann, wenn er sich einmal selbst zwischen einen Projektor und eine Leinwand begibt. Einen straußartigen Vogel soll er mit seinem Körper und ein paar Federn darstellen.

Doch das, was bei den Profis von Shadowland so spielend einfach ausschaut, will einfach nicht gelingen. Der eigene Menschenkopf ist immer noch zu sehen und der mit der Hand und dem Arm produzierte Vogelkopf macht, was er will und nicht, was er soll. Und auch die ins Licht gehaltenen Federn entwickeln plötzlich ihr Eigenleben. „Je näher man an den Projektor heranrückt, je größer wird die Schattenfigur. Zwei blaue Linien zeigen uns, wann wir als Schatten zu sehen sind. Mit bunten Markierungen weiß jeder, wo seine Position bei einer Figur ist“, erklärt Dance Captain Antoine Banks-Sullivan.

Mit bis zu fünf Tänzern werden die Figuren bei „Shadowland 2“ auf die Leinwand gebracht. Die zehn Ensemblemitglieder kommen aus den verschiedenen Bereichen — vom klassischen Ballett über den zeitgenössischen Tanz bis zur Zirkusartistik. Zu sehen ist das Stück beim Sommerfestival vom 25. Juli bis zum 6. August in der Kölner Philharmonie.

„Für das gesamte aktuelle Stück haben wir bei der Entwicklung etwa ein halbes Jahr gebraucht. Bei der zweiten Besetzung dauerten die Proben ungefähr drei Wochen. In der Schattenwelt ist jeder ein Anfänger. Egal, was er vorher gemacht hat“, erklärt Banks-Sullivan, der „Shadowland 2“ in Connecticut mitentwickelt hat.

Während der Vogel für den Neuling noch immer ein Rätsel bleibt, ist der Einsatz der Hände in der Schattenwelt deutlich einfacher. Nah am Projektor wirken diese riesengroß und können den scheinbar kleinen Vogel kitzeln oder ihm Futter geben. Nur mit der Richtung der Bewegung hapert es noch. „Das ist so, als ob man seine Bewegungen vor einem Spiegel koordinieren muss“, sagt Marlon Feliz, die den kleinen Straußenvogel darstellt.

Anders als bei der ersten Shadowland-Show öffnen sich die Grenzen beim aktuellen Stück zwischen realer und Schattenwelt noch mehr. Ausgangspunkt der comicartig anmutenden Schattenshow ist eine Fabrik, in der wie bei den großen Onlinehändlern das ganze Leben in Kartons verpackt wird, und in der nur noch der Gewinn zählt. Bewegung kommt in die Geschichte, als zwei Mitarbeiter gegen die Regeln verstoßen und in eines der Pakete blicken. Dort befindet sich ein kleiner Vogel aus einer fantastischen Schattenwelt, mit dem das Paar aus seinem Alltag fliehen kann. Doch der Fabrikbesitzer tut alles, um dies zu verhindern.

„Der Reiz für mich sind die Schatten. Jedes Kind spielt mit seinen Schatten und versucht damit, bestimmte Figuren zu erzeugen. Der Schatten begleitet uns durch unser gesamtes Leben“, sagt Teo Spencer, der aus Vermont kommt und der sich nach seinem Studium in Argentinien auf die Vertikaltuch-Artistik spezialisierte. Bei Pilobolus lässt er sich ausbilden und ist nun Teil des Ensembles von „Shadowland 2“.

„Meist stehen wir sechs Tage in der Woche auf der Bühne und das fast jeden Abend in einer anderen Stadt. So lange Gastspiele wie jetzt in Genf oder im Sommer in Köln sind selten“, sagt der Tänzer. Das Stück selbst entwickelt sich immer weiter: „Seit der Premiere in Berlin hat es sich stetig verändert. Wir perfektionieren die Geschichte und machen sie schlüssiger. Jeden Tag proben wir ein Stunde. Dabei wird an Details gefeilt. Dazu kommt die Wochenkonferenz, wo wir uns die Geschichten für die einzelnen Städte überlegen. Für Köln überlegen wir uns auch etwas Besonderes“, verspricht Banks-Sullivan. So gab es in Genf ein lebendiges Schweizer Taschenmesser und bei der Premiere in Berlin das Brandenburger Tor im Schattenformat.

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