Interview: Johanna von Koczian - „Ich bin heute dynamischer als mit 20“

Die Schauspielerin (76) spielt ab Mittwoch in Düsseldorf Theater.

Düsseldorf. Frau von Koczian, wie sieht ein typischer Tagesablauf bei Ihnen aus?

Johanna von Koczian: Es gibt keinen. Der Tagesablauf hängt davon ab, was ich gerade mache. Spiele ich Theater, schlafe ich lange, da ich dann selten vor Mitternacht ins Bett komme. Wenn ich Zeit habe, gehe ich ins Fitness-Studio. Bei 117 Vorstellungen, die ich dieses Jahr gespielt habe, muss ich flexibel sein.

Können Sie sich überhaupt vorstellen, irgendwann nicht mehr auf der Bühne stehen zu können? Gibt es Pläne für den Tag X?

Koczian: Eigentlich nicht. Ich bin heute - und ich weiß, das hört sich komisch an - dynamischer und vitaler als mit 20. Ich lerne nach wie vor gerne dazu und meine Arbeit ist ja das, was mich fit hält, weil sie mich immer fordert.

Wie sehr ist man als Schauspielerin bei einem Ein-Personen-Stück wie "Oskar und die Dame in Rosa" gefordert? Da haben Sie ja einen irren Textumfang.

Koczian: Das ist schon enorm, das muss ich zugeben. Ich habe auch vor jeder Vorstellung Lampenfieber und fürchte mich vor einem Texthänger, der aber noch nie passiert ist. Ich kann den Text halt. So wie viele jüngere Schauspielerinnen mit einem Knopf im Ohr zu spielen, kommt für mich nicht in Frage. Das würde mich verrückt machen.

Mit "Oskar und die Dame in Rosa" haben Sie schon große Erfolge gefeiert, auch in Düsseldorf ist es eine Wiederaufnahme. Was macht es so erfolgreich?

Koczian: Als ich dieses wunderbare Buch von Eric-Emmanuel Schmitt gelesen habe, dachte ich nicht, dass man das auf die Bühne bringen kann. Aber Regisseur Martin Woelffer ist das phänomenal gelungen. Es ist bewegend und humorvoll. Und es ist zwar kein leichtes Stück, aber es hat diese heitere Seite. Der kleine Junge geht letztendlich glücklich aus seinem kurzen Leben, er hat ja trotz allem ein ganzes Leben gelebt.

Am 30. Oktober feiern Sie Ihren 77. Geburtstag. Wo und wie werden Sie ihn begehen?

Koczian: In Berlin, da ich dann schon Wiederaufnahme-Proben zum Stück "Glorious" habe. Letztlich ist das ein Tag, wie jeder andere, wenn ich Zeit habe, treffe ich sicher ein paar Freunde. Ich lass mich überraschen. Ich plane nicht gerne.

Sie sind sehr viel in Bewegung. Wird Ihnen schnell langweilig?

Koczian: Ich sorge dafür, dass es nicht so ist. Mir ist nie langweilig, meine Tage sind eher zu kurz. Ich lese leidenschaftlich gerne, und wenn ich momentan einen freien Abend habe, schaue ich meine momentane Lieblingsserie "Die Tudors". Die ist einfach großartig produziert. Geschichte ist sowieso mein Steckenpferd.

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