Hommage: Käutner, der große Versöhner

Der deutsche Regisseur und Schauspieler Helmut Käutner aus Düsseldorf wäre heute 100 Jahre alt geworden.

<strong>Düsseldorf. Helmut Käutner gilt neben Wolfgang Staudte als wichtigster deutscher Filmregisseur des 20. Jahrhunderts. Vor allem seine Werke aus den 50er Jahren sind heute noch beliebt: "Des Teufels General" mit Curd Jürgens, "Der Hauptmann von Köpenick" mit Heinz Rühmann und "Die Zürcher Verlobung" mit Liselotte Pulver. Weniger bekannt ist sein früheres Schaffen. Von 1939 bis 1945 drehte der gebürtige Düsseldorfer neun Filme, in denen er erfolgreich versuchte, sich der Naziideologie zu entziehen; es waren verspielte Komödien oder heiter-melancholische Liebesfilme, wie die "Romanze in Moll" mit Marianne Hoppe. In "Große Freiheit Nr. 7" und "Unter den Brücken" brachte er die Sehnsucht nach einer anderen Welt zum Ausdruck. Nur in "Auf Wiedersehen Franziska" musste er 1941 auf höheren Befehl eine Szene mit Durchhalteparolen einfügen.

Als Regisseur stand er zur Nazizeit zwischen den Stühlen

Helmut Käutner kam auf Umwegen zum Film. Er studierte Theaterwissenschaft in München und erwies sich auf Künstlerfaschingsbällen als derart witzig und pointensicher, dass er daraus einen Beruf machte. Sein Kabarett "Die vier Nachrichter" - anspielend auf die berühmten "Elf Scharfrichter" - feierte Erfolge bis 1935, als es von den Nationalsozialisten als "destruktiv" und "zersetzend" verboten wurde. Als Theaterregisseur in Leipzig und bei Gustaf Gründgens in Berlin konnte er sich über kritische Zeiten retten, machte dann aber doch Karriere beim Film.

Dass so viel Heiterkeit Käutners Schaffen prägt, mag angesichts seiner traurigen Jugend verwundern. Der am 25. März 1908 in Düsseldorf geborene Kaufmannssohn verlor früh seine Eltern. Der Vater fiel im Ersten Weltkrieg, die Mutter starb, als er 18 Jahre alt war. Immer lustig sein kann als psychologische Überlebensstrategie dienen, vielleicht auch für ihn. Immer stand er "zwischen den Linien", versuchte, die Standpunkte zu versöhnen.

In seinem ersten Nachkriegsfilm, "In jenen Tagen", machte er ein Auto zum Protagonisten, um "einen relativ neutralen Standpunkt" zu gewinnen. Dieses erinnert sich an Menschen, die in den Jahren der Diktatur Zivilcourage zeigten: "Ich habe nicht viel von jenen Tagen gesehen. Keine großen Ereignisse, keine Helden... Aber ich habe ein paar Menschen gesehen. Ihre Menschlichkeit war stärker als die Zeit."

Karriere Helmut Käutner drehte 58 Filme, davon 22 fürs Fernsehen, inszenierte Schauspiele und Opern, u.a. 1964 "Die Fledermaus" in Düsseldorf.

Ehrung Zum 100. Geburtstag widmet ihm die Deutsche Post eine Sonderbriefmarke, das Filmmuseum Düsseldorf eine Studioausstellung vom 5. August bis 5. Oktober 2008. 3sat sendet Dienstag um 17 Uhr das Porträt "Wer ist Helmut Käutner?".

Preis Seit 1995 vergibt die Stadt Düsseldorf alle zwei Jahre den Helmut-Käutner-Preis, zuletzt an Dieter Kosslick.

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