Festspiele: Pereira krempelt Salzburg um

Der neue Intendant hat schon wirtschaftlich Erfolg, künstlerisch verläuft der Neuanfang zäh.

Salzburg. In Salzburg hat eine neue Ära begonnen — mit dem „Neo-Intendanten“ der Festspiele, wie die Salzburger Alexander Pereira nennen. Nicht nur weil der frühere Züricher Opernchef jetzt Vor-Festspiele mit sakralen Werken und einen Abschluss-Ball am 1. September einführte. Pereiras Ziel ist, das sagt er jedem: „Seine“ Festspiele müssen weltweit die Nummer Eins bleiben.

Erfolg ist Pereira aus Zürich gewöhnt, wo er Sponsoren aus der Luxus- und Uhren-Branche anzuwerben wusste. Auch in Salzburg holte Pereira Sponsoren, die hohe sechsstellige Summen mitbringen. So will er den Etat in zwei Jahren um 25 Prozent auf 64 Millionen Euro erhöhen.

„Jedes Jahr nur neue Inszenierungen, keine Wiederholungen vom Vorjahr, selbst wenn sie gut ankommen“, heißt seine Vorgabe. „Nur so bleiben wir die besten“, sagt er, ohne Bayreuth mit einer Silbe zu erwähnen. In der Tat scheinen die Wagner-Urenkelinnen in Oberfranken einem Pereira kaum gewachsen.

Ein Machtmensch ist der 65-jährige Kulturmanager, der gerne mit seiner 40 Jahre jüngeren Lebensgefährtin vor Premieren für die Kamera posiert. Der gebürtige Wiener scheut keine Konfrontation mit dem Festspiel-Kuratorium. Er drohte mit Rücktritt, lenkte ein und erreichte so das Placet für ein 60 Millionen Euro-Budget für 2013. Dass er trickst, zwei Events auslagert und das Risiko vom Freundeskreis tragen lässt, ist kein Geheimnis.

Was zählt, ist Erfolg. Zumindest wirtschaftlich hat er ihn: Allein mit dem Kartenverkauf der ersten zwei Wochen wird das Budgetziel erreicht. Ab jetzt wird verdient, heißt es. Das hat’s hier noch nie gegeben.

Und künstlerisch? Im Opern- und Theaterbereich ist manches anders, aber nicht unbedingt besser geworden. Bei den Sängern fallen noch mehr als in den letzten Jahren die großen Namen auf.

Jens-Daniel Herzogs „Zauberflöte“ in der Psychiatrie ist zwar seltsam und wenig überzeugend, dennoch ständig ausverkauft. Netrebko in der „Bohème“ zieht immer, ebenso Jonas Kaufmann. Die beiden rangieren auch im neuen Hochglanzmagazin „Festspiele“ ganz vorn — und sei es in einer Uhren-Anzeige.

Trotz der gediegenen Regie von Sven Eric Bechtolf tut sich jedoch die „Ariadne auf Naxos“ an der Kasse schwer. Im Sprechtheater ist der bisher einzige Clou Andrea Breths Inszenierung des „Prinz von Homburg“.

Die zweite Premiere „Peer Gynt“ von Irina Brook (Tochter der Regie-Legende Peter Brook) ist nicht mehr als ein süffig seifiges Rockmusical über den Alt-Rockstar PG, der sich dreieinhalb Stunden austobt.

Und die Orchester- und Solo-Konzerte? Die sind seit Karajans Zeiten ohnehin ausverkauft. Die Wiener, Berliner, die aus Cleveland, das Amsterdamer Concertgebouw — die besten Orchester und Pultstars verwandeln Salzburg für knapp fünf Wochen in eine Weltstadt der Musik. Dieses Jahr gastieren Simon Rattle und Mariss Jansons dazu Altmeister wie Abbado, Zubin Mehta (76), Claudio Abbado (79) und Bernard Haitink (83).

Eine Größe reicht den Taktstock an die nächste weiter. Barenboim, der hier vor 60 Jahren als zehnjähriger Pianist debütierte, kommt unter anderem mit seinem „West-Eastern-Divan“-Orchester, in dem junge Israelis und Araber spielen.

Voller Glut präsentierten sie am Donnerstag Beethovens Fünfte, preschten vor und verpassten Beethoven eine Verjüngungskur. Die würde auch die Festspiele erfrischen.

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