„Lebewohl, Peymann!“ Ein Theatertitan verabschiedet sich

Berlin (dpa) - Eine Zugabe nach der anderen wird angestimmt. Der Jubel des Publikums will nicht enden. Mit einer mehr als fünfstündigen Gala hat sich der Theatermacher Claus Peymann am Sonntagabend vom Berliner Ensemble verabschiedet.

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Nach 18 Jahren verlässt der 80-jährige Peymann mehr oder weniger freiwillig seinen Direktorensessel und macht Platz für den vom Schauspiel Frankfurt kommenden Oliver Reese (53).

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Nach seiner schlicht „Der Abschied“ betitelten letzten Vorstellung an der einstigen Brecht-Bühne gab sich der sonst gerne im Mittelpunkt stehende Intendant ganz bescheiden. Peymann umarmte seine Schauspieler und ermunterte sie zu immer weiteren Songs aus den populärsten Stücken der letzten Jahre - zur Freude der Zuschauer.

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Schauspieler wie Cornelia Froboess, Angela Winkler, Katharina Thalbach, Carmen-Maja Antoni, Meike Droste, Sabin Tambrea und Ilse Ritter waren bei dem Marathon-Abschiedsabend aufgetreten. Peymann und seine Freunde boten eine Art Best-of-Show mit Szenen und Songs aus den schönsten und erfolgreichsten Inszenierungen der Peymann-Ära.

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Auch Herbert Grönemeyer kam zur Peymann-Verabschiedung. Der Sänger und Komponist brachte am Berliner Ensemble zusammen mit US-Regisseur Robert Wilson gefeierte Versionen von Goethes „Faust“ und Büchners „Leonce und Lena“ auf die Bühne. Aus diesen Produktionen stammten die schmissigsten Songs des Abends. Auch dabei: Nina Hagen, die Brecht interpretierte.

Am Samstagabend hatte sich bereits Frank Castorf als Intendant der Berliner Volksbühne verabschiedet - nach 25 Jahren muss er seinen Posten für den umstrittenen belgischen Museumsexperten Chris Dercon räumen. Wo bei Castorf und seinen Anhängern noch der Zorn über den ungeliebten Nachfolger dominierte, ging es bei Peymann im Berliner Ensemble versöhnlicher zu.

Peymann blickt auf eine jahrzehntelange Karriere in Stuttgart, Bochum, Wien und Berlin zurück. Kritiker warfen ihm zuletzt vor, das Berliner Ensemble zu einem Klassiker-Museum gemacht zu haben. Das Publikum aber schätzt die Werk-Interpretationen mit Wiedererkennungseffekt.

Das war auch am Abschiedsabend deutlich zu spüren, als nicht nur die Szenen aus den kunstvollen Robert-Wilson-Arbeiten bejubelt wurden, sondern vor allem eben auch Werke wie Brechts „Die Mutter“, Büchners „Woyzeck“, Shakespeares „Richard II.“ und Schillers „Die Räuber“.

„Lebewohl, Peymann! Lebewohl, du schönes Haus!“ rief die Schauspielerin Katharina Thalbach. Peymann wird sich natürlich nicht gänzlich vom Theater zurückziehen, wie er ankündigte. In Stuttgart bringt er in der nächsten Saison Shakespeares „König Lear“ auf die Bühne. Premiere ist am 16. Februar 2018. In der darauffolgenden Spielzeit inszeniere er in Wien, sagte Peymann.

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