Diese Oper kommt ohne Leitmotiv und Arien aus

Die Wuppertaler Bühnen bringen einen Roman von Eugen Egner auf die Bühne — eine Groteske voller Überraschungen.

Diese Oper kommt ohne Leitmotiv und Arien aus
Foto: Uwe Stratmann

Wuppertal. „Ich kenne nichts dergleichen“ — das sagt Johannes Blum, der als Dramaturg an der Inszenierung der musikalischen Bildgeschichte „Der Universums-Stulp“ im Wuppertaler Opernhaus beteiligt ist. Tatsächlich wird am Freitag in der bergischen Metropole ein Stück Musiktheater seine Uraufführung erleben, das man in seiner innovativen Frische nicht einmal den großen Bühnen der Region zugetraut hätte.

Dieses ungewöhnliche Projekt wirft zunächst eine Menge Fragen auf. Woher kommt das Stück? Der Wuppertaler Autor und Zeichner Eugen Egner, der mit seinen grotesken Cartoons Publikationen von der „Titanic“ bis zur „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“ beliefert, hat 1993 den Roman „Der Universums-Stulp“ geschrieben.

Nun hat der 62-Jährige mit dem Berliner Komponisten Stephan Winkler (geb. 1967, bisher vier große Werke für Orchester und die CD „Seltsame Leider“ mit Max Goldt) sowie dem Regisseur Thierry Brühl (geb. im Jahr 1968, inszenierte u. a. in Berlin, Stuttgart, Frankfurt, Wien und Salzburg) daraus das Libretto geschrieben. Worum geht es?

Der Kosmos des 40-jährigen Nachwuchsdichters Traugott Neimann löst sich nach einem Fenstersturz und dem Besuch des Universalhilfe-Instituts der vielgesichtigen Thalia Fresluder zunehmend auf.

„Der Universums-Stulp“ verbindet Comic, Zeichentrick, Theater und Gesang. Comichaft überzeichnet sind die Figuren, rasant grotesk bewegt sich Hauptfigur Neimann auf einer fantastischen Reise durch Raum und Zeit.

Er hat die Librettotexte von Wuppertaler Schauspielern übertrieben pathetisch sprechen lassen. Diese Sprachaufnahmen bilden die Grundlage seiner Komposition, werden zum Teil verfremdet zum Gesang eingespielt. Es gibt weder Arien noch musikalische Leitmotive, vielmehr entstehen Klangbilder, die mit dem Sprachduktus der Figuren einhergehen. Johannes Blum: „Im Idealfall soll sich der Zuschauer fragen: ,Singt der Sänger jetzt oder spricht er?’“

Führende Vertreter der zeitgenössischen Musik: Peter Rundel, geb. 1958, ist international als Geiger und Dirigent tätig, u. a. an der Deutschen Oper Berlin, bei den Wiener Festwochen und den Bregenzer Festspielen. In Wuppertal leitet er das 15-köpfige Ensemble musikFabrik aus Köln, das „die ausgefuchsten Klangwelten“, so Dramaturg Johannes Blum, live darbietet.

Angestoßen habe es die Kunststiftung NRW, die 2011 auf die Wuppertaler Bühnen zugekommen sei, sagte der kaufmännische Geschäftsführer Enno Schwarwächter. Neben dem Land und dem Kultursekretariat fördert die Stiftung das Projekt mit einem ungewöhnlich hohen Betrag. So hat sie 201 für die Entwicklungsphase 37 500 Euro zur Verfügung gestellt. Für die musikalische und szenische Realisierung am Opernhaus gab es weitere 200 000 Euro. Nun könne man sich darauf freuen, so Scharwächter, dass es an einem Stadttheater etwas derart Spannendes zu sehen gebe.

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