Die zeitlose Dramatik der „West Side Story“

Musical: Der Broadway-Klassiker gastiert als Jubiläums-Produktion bis 19. Juli in der Rheinoper.

Düsseldorf. Sie wirft ihre braunen Locken in den Nacken, jeden Muskel gespannt schmettert Anita mit ihren Freundinnen: "Life is allright in America / if you’re a white in America." Und schon befinden wir uns an New Yorks Upper West Side in den 50er Jahren. Die dunkle Haut, der Akzent - Anita stammt aus Puerto Rico. Und das Leben hier lässt sie spüren, was das heißt: Ein Kampf der Rassen. Ein Ort, an dem die Liebe zwischen Maria und Tony im Hassen und Morden der verfeindeten Straßenbanden untergeht - die Liebe der "West Side Story".

1957 feierte das Musical Premiere in New York, jetzt reist der Broadway-Klassiker durch die Welt. Noch bis zum 19. Juli gastiert die 50-Jahre-Jubiliäums-Produktion in der Düsseldorfer Rheinoper und beweist, warum diese Geschichte, die Lieder und die Choreografien fünf Jahrzehnte lang die Herzen der Menschen berührt haben.

Die Produktion nennt sich "das Original", und tatsächlich treffen die 42 Darsteller, das 23-köpfige Orchester, Kostüme, Bühne und Licht Erwartungen, die ihre Macher mit diesem Prädikat wecken. Choreograf Joey McKneely, Solotänzer und Assistent von Jerome Robbins, fühlt sich seinem großen Vorbild verpflichtet. So umgibt Anita, Bernado und Riff, Tony, Maria und Chino ein charmanter Retro-Look: Statt Gangsta-Rapper-Outfit tragen sie Bluejeans und schwingende Röcke. Auf beiden Seiten begrenzt ein schmuckloses Gerüst aus Feuerleitern das Leben auf der Straße, im Hintergrund ist Manhattan in Schwarz-Weiß projiziert.

Was sich in drei Stunden auf der Bühne abspielt und aus dem Orchestergraben erklingt überträgt sich noch immer. Zeitlos ist die Dramatik, mit der Maria und Tony um ihr Glück kämpfen und scheitern. Zeitlos ist auch Leonard Bernsteins Musik - Songs wie "Tonight", "Maria" oder "Somewhere". Die Umsetzung ist perfekt gelungen. Lana Gordon als Anita trägt die Show: Ihr Tanz und ihr Gesang sind von solcher Entschlossenheit, dass sie in die Story ziehen. Die Vergewaltigung dieser um Aussöhnung bemühten Frau ist eine der berührendsten Szenen des Ensembles. Hoch über den Köpfen tragen die Männer den Täter, stoßen ihn auf die Frau am Boden. Sofia Escobar überzeugt als Maria mit ihrer zarten Erscheinung, der die Kraft ihrer Stimme nicht anzusehen ist. Ein starker Sänger ist auch Scott Sussman. Als leidenschaftlicher Tony bewegt er sich auf der Bühne allerdings etwas zu hüftsteif. Diesem gelungenen Abend tut das aber keinen Abbruch.

Aufführungen täglich außer mo, bis 19.Juli, Tickets: 0211/8925211.

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