Deutsche Comics voller Traurigkeit

Hamburger Bildergeschichten im Kulturbahnhof Eller.

Düsseldorf. Comics sind Bildfolgen, die nicht unbedingt komisch sein müssen. Das gilt zumindest für die deutsche Comic-Szene, deren "Kopfkino" etwas kopflastig ist. Der Beruf des Zeichners ist hierzulande kaum ausgeprägt. Wer zeichnet, geht in die Werbung, wird Buchillustrator oder hat einen Beruf, der ihn ernährt. Deutsche Kreative, die sich mit Bildgeschichten befassen, können von ihrem Job nicht leben, denn es gibt kaum Sammler und kaum Helfer, die ihr Werk aus der Taufe heben. Umso erstaunlicher ist es, dass sich der privat geführte Kulturbahnhof Eller in Düsseldorf diesem Genre widmet und zu interessanten Ergebnissen führt.

Den Auftakt macht die Hamburger Szene. Statt des Kindchen-Schemas mit großen Augen, wie im japanischen Manga, agieren dort offensichtlich Spökenkieker, die lauter arme Teufel aufs Papier zaubern. Anke Feuchtenberger, Professorin an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften, lässt ein Alter Ego über die leere Stalinallee fliegen, zeigt eine Schwangerschaft durch ein Mondgesicht und ähnlich surreal und psychologisierend gestaltete Szenen, die um die Fremdheit des eigenen Körpers kreisen. Ihre Bildgeschichten sind zwischen absurder Literatur und Kunst angesiedelt. Viel zum Lachen gibt es dabei kaum.

Auch ihre Mitstreiter sind Grenzgänger. Judith Mall präsentiert Bildfolgen ohne Hauptfiguren. Sie zwingt den Betrachter, aus den szenischen Ausschnitten sich selbst einen Reim zu machen. Da strecken sich Füße mit Schuhen gemütlich vor der Glotze aus, später werden Hände aufschrecken. Die Szenen dazwischen zeigen eine unheimlich wirkende Steckdose oder eine halb versteckte Kamera. Offensichtlich bemerkt der Mann vor der Glotze plötzlich, dass man ihm sein eigenes Milieu vorhält.

Arne Bellstorf und Sascha Hommer lassen einsame Wesen im leeren Raum agieren. Bellstorfs Jugendlicher wächst in einer Kleinstadt auf, lernt in den Ferien ein Mädchen kennen, baut jedoch keinerlei Beziehung auf, denn irgendwann geht die Schule weiter. Die Tristesse endet damit, dass Bellstorf im letzten Bild nur noch die Vorstadt-Idylle präsentiert. Die Szene klingt in purer Melancholie aus.

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